von Alexandra Tuschka Ein junger Mann überreicht einer dunkelhaarigen Schönheit einen Strauß Blumen. Zu sehen ist eine typische Biedermeier -Umgebung: kleine, verwinkelte und geschmückte Gassen, Schilder an den Holzfassaden der Gebäude, Bürgertum, was sich auf den Straßen tummelt und aus den Fenstern beugt, um die Szene zu beobachten. Im Hintergrund zeigt sich die Spitze einer Kirche. Die Sonne fällt diagonal von rechts ins Bild. Aus dem Laubentor tritt sogleich die Angebetete dem demütigen Verehrer entgegen. Sie hat die zwei Wasserkrüge zu ihren Seiten abgestellt, um die Blumen zu empfangen. Der Mann hat hingegen respektvoll den Hut abgenommen. Was wird sich auf den Stufen des Patrizierhauses ergeben? Wird sein Werben erfolgreich sein? Hätte er sich bei der Wahl der Blumen etwas mehr Mühe geben müssen? - Der Titel "Der ewige Hochzeiter" lässt ungutes erahnen. Carl Spitzweg - Der ewige Hochzeiter. Das Gemälde entstand 1860, als die kurze Epoche des Biedermeier bereits vorbei war. Insofern könnte man Spitzweg hier als "Historienmaler" bezeichnen, der eine beispielhafte Biedermeierszene aus der Erinnerung schuf, die so wohl kaum stattgefunden hat.
Dabei steht der Blumenstrauß "wie eine Schranke" (V. 21) zwischen den beiden, die nur überwunden werden kann, wenn die Dame den Strauß annimmt. Darauf, dass es sich bei dem Besuch des Herren um einen Heiratsantrag handelt, weist zum einen natürlich der Titel des Gedichts "Der ewige Hochzeiter" und zudem die im Hintergrund sich auftürmende Kirche, "der heilige Sankt Florian" (V. 45) hin, dessen "Zeiger in den leisen Taktschritten umeinander kreisen" (V. 50). Miniaturmalerei "Der ewige Hochzeiter" nach einem Gemälde von Carl Spitzweg | eBay. Das leise umeinander Kreisen kann hier auch als Metapher für die Beziehung des Hochzeiters und seiner Angebeteten verstanden werden. Dabei werden sie von allerlei Nachbarsleuten beobachtet, "Madam Adele" (V. 34) äugt aus dem Fenster, Herr Neiderl, der "Kleidermachermeister" (V. 37) ist ebenfalls aus dem Fenster gelehnt, um das Schauspiel zu beobachten (V. 44). Die starke szenische Bildlichkeit des Gedichts lässt sich darauf zurückführen, dass es tatsächlich ein Bild beschreibt, nämlich ein Gemälde des Künstlers Franz Carl Spitzwegs (1808-1885).
Vorzugsausgabe des Werksverzeichnisses der Druckgrafik: farbige Offsetlithographie / starker Karton, Auflage 250 Exemplare, signiert und numeriert; 12 x 12 auf 27, 7 x 22, 2 cm. WV der Druckgrafik 211. Beigegeben: Timm Ulrichs: Die Druckgrafik, Hannover, 2003. Weitere Werke dieses Künstlers Mehr Informationen Mehr Informationen
"Ewig" und "Angebetet" – zwei Worte, die eigentlich gar nicht auf Menschen zutreffen. Ewig – das ist ja wohl nur einer. Das ist Gott. Und angebetet – das soll auch nur einer werden. Und das ist auch wieder Gott. So gesehen bin ich jetzt gar nicht mehr begeistert von Spitzweg – hätte er nicht einen anderen Titel nehmen können? Aber dann hätte ich wahrscheinlich nicht diese Gedankengänge gehabt – und hier wäre eine leere Seite. Der ewige hochzeiter tour. Dieser Beitrag wurde unter Andachten abgelegt und mit angebetet, Ewig, Gott verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.