Denn sein Vater war vor seiner Geburt schon einmal verheiratet, mit Hannah (Ludivine Sagnier), mit der er gemeinsam ein Kind hatte. Doch dann kam die Besetzung Frankreichs durch die deutschen Truppen und damit für Maxime ein Leben auf der Flucht, in dessen Verlauf er schließlich Tania begegnet. Nach und nach erfährt François schließlich die ganze Tragödie seiner Eltern und muss sich unbequemen Wahrheiten stellen, die seine Eltern vor ihm zu verbergen versuchten. Denn ihr scheinbar ungetrübtes Glück ist auf unerträglichem Leid, Schuldgefühlen und einer außerehelichen Affäre aufgebaut, das wie ein Damoklesschwert über der Familie schwebt. Philippe Grimberts autobiographischer Roman Ein Geheimnis / Un secret, der auf deutsch im Suhrkamp Verlag erschienen ist, sorgte nach seinem Erscheinen in Frankreich für Furore und erhielt unter anderem den renommierten Prix Goncourt des Lycéens 2004. Das Besondere an Claude Millers außerordentlicher Verfilmung dieses sehr bemerkens- und lesenswerten Buchs ist sein Umgang mit der Zeit und wie er die verschiedenen Zeitebenen inszeniert und einander durchdringen lässt.
Originaltitel: Un Secret Roman. Suhrkamp Verlag 2006 154 Seiten, ISBN: 3518417509 In diesem Roman arbeitet der Autor ein Stck seiner eigenen Familiengeschichte auf. Er erzhlt von sich als kleinem Jungen; im Gegensatz zu seinen athletischen, gutgebauten Eltern ist er selbst schwchlich; vom Sportunterricht ausgeschlossen, am Pausenhof nie als Mitspieler, sondern nur am Rand des Geschehens zu finden, in der Nhe der Mdchen, denen er verstohlen unter die Rcke guckt whrend sie seilspringen. Im Blick seines Vaters sprt er immer wieder eine Enttuschung; er ist nicht der Sohn, den dieser Vater verdient htte, ist nicht der, der ihn Sonntags auf den Sportplatz begleiten und dort mit ihm gemeinsam glnzen kann. Er erfindet sich das, was er nicht hat, nicht kennt: er erfindet sich einen lteren Bruder, der die Kmpfe fr ihn am Schulhof ausficht, an dem er sich reiben und messen kann, der fr ihn aufmpfig und strahlend ist. Im Unterricht hrt er, wie der Bruder ihm die richtigen Antworten einflstert.
Deutlich wird auch der Unterschied zwischen einer sportlichen, körperbewussten Einstellung und einem eher introvertierten, intellektuell geprägten Lebensansatz. Den Kontrast zwischen der naiven Vorstellung eines Kindes und der Realität, der die autobiografische Geschichte besonders ergreifend macht, hat allerdings Philippe Grimbert in seinem poetischen Roman eindrucksvoller herausgearbeitet. Julie Depardieu erhielt für die Rolle der Louise einen "César". Nominiert hatte man "Ein Geheimnis" in insgesamt elf Kategorien.
Schließlich begeht Maxime mit seiner Frau Selbstmord, indem er am Ende von Tanias Leben vom Balkon springt. Eines Tages entdeckt François mit seiner Tochter einen Hundefriedhof auf dem Grundstück von Pierre Lavals Familie. Er ist verärgert: Laval, der für viele Deportationen verantwortlich ist, hat mehr Rücksicht auf seine Hunde genommen, die Anspruch auf eine Beerdigung hatten (daher der erste Titel: Friedhof der Hunde). Technisches Arbeitsblatt Verteilung Auszeichnungen 33. César-Zeremonie: César als beste Schauspielerin in einer Nebenrolle für Julie Depardieu Globes de Cristal: Beste Schauspielerin für Cécile de France Montreal World Film Festival: Grand Prix von Amerika für Claude Miller National Board of Review: Top 5 ausländische Filme Termine 33.
Plötzlich scheint für Philippe alles klar. Er sieht wie sich Puzzlestück für Puzzlestück eine ganze Geschichte zusammenfügt und immer mehr Vorfälle fallen ihm ein, die er mit Simon in verbindung bringen kann. Er fragt sich, wie sich seine Eltern gefühlt haben müssen, als er nichtswissend den Plüschhund in sein Bett legte, nachdem er ihn in der Abstellkammer entdeckt hatte. Wie es für Maxime sein musste, zu sehen, wie sein 2. Sohn das Plüschtier seines 1. verstorbenen Sohnes in den Händen trug. Aber auch wie es Tanja ergehen muss, da auch für sie dieses Stück der Verangenheit ein wunder Punkt darstellt, denn auch wenn sie sich während der Zeit im Indre nichts sehnlicher gewünscht hatte, als dass maxime glücklich wird, so hatte sie insgeheim trotzdem den Wunsch, dass Hannah und Simon nicht mehr zurückkehren würden, da dies ihrem gemeinsamen Glück im Wege gestanden wäre. Philippe fragt sich auch, wie es seiner Mutter geht, wenn Maxime manchmal gedankenversunken in den Himmel starrt. Und es ist auch naheliegend, dass Tanja auch ein schlechtes Gewissen plagt, dass sie sich das irgendwie gewünscht hat.
Ein schmächtiges Bürschchen mit eingezogenen Schultern, der sich nur mal kurz ins Becken traut während seine schöne Mutter die Blicke auf sich zieht und mit tollem Sprung ins Wasser gleitet. Der Vater ein durchtrainierter Sportler verzweifelt fast an seinem Sohn, der auch im Übungsraum zu Hause wie ein nasser Sack an den Ringen hängt. Der Kleine fühlt sich nicht akzeptiert und flüchtet in eine Fantasiewelt mit einem großen Bruder und zur jüdischen Nachbarin Louise, die ihn immer wieder aufmuntert und am 15. Geburtstag ein streng gehütetes Familiengeheimnis erzählt. Die Adaption von Philippe Grimberts Roman, der reale Tatsachen und Personen fiktionalisiert, ist ein facettenreiches Spiel auf drei Zeitebenen: Ende der 1930er Jahre mit ihrem Körperkult, Krieg und Judendeportation, die Kindheit und Jugend des Jungen in den 1950er Jahren und François als erwachsener Mann und Vater in der Gegenwart. Der aus einer Familie nicht-praktizierender Juden stammende Claude Miller betrachtet die Geschichte aus soziologischen Aspekten, verarbeitet eigene Erinnerungen, denn auch er verbrachte Stunden mit Lesen statt mit Körperertüchtigung.