Nach der eigentlichen Bewegung kommt der besondere Teil von Flamme Rouge: Kleine Lücken (genau 1 Feld dazwischen frei, die Spur spielt dabei keine Rolle) im Peloton werden automatisch zugefahren, also rücken die Fahrer automatisch im Windschatten bis zum Vordermann auf. Auf diese Weise kann man sich "geschenkte" Zusatzbewegungen ergattern. Da von hinten nach vorne durchgegangen wird, kann es auch zu Kettenreaktionen kommen. Entsteht jedoch eine Lücke von zwei oder mehr Feldern, kann der Windschatten nicht mehr genutzt werden. Nun werden alle Fahrer, die an der Spitze einer Gruppe fahren, noch mit einer Erschöpfungskarte bestraft, die unter den Stapel gesteckt wird. Diese hat nur den Wert 2. Die normalen Fahrerkarten haben höhere Werte, wobei die Fahrer sich dabei unterschieden: Jeder besitzt einen Rouleur mit Werten von 3 bis 7 und einen Sprinter mit den Werten 2 bis 5 sowie 9. So wird Runde um Runde gefahren, bis der Erste die Ziellinie überfährt. Die Runde wird dann noch zu Ende gespielt, wer dann am weitesten vorne steht, gewinnt das Rennen.
Da auch kein Windschattenfahren möglich ist, verlaufen die Berganstiege meist eher ereignisarm, außer dass eventuell der ein oder andere zurückfällt. Anderseits erfordern Berge eine gewisse Vorausplanung und erhöhen den Strategieanteil des Spiels etwas. Obwohl alle Spieler mit den gleichen Kartensätzen beginnen, ist neben der Interaktion auch etwas Glück im Spiel. Vor allem gegen Ende der Partie und bei den Spielern, die viel Führungsarbeit geleistet haben. Da kann es durchaus entscheidend sein, ob man in den letzten Runden die guten Karten auf die Hand bekommt oder eben doch nur den "Mist" zieht (insbesondere Erschöpfungskarten). Insgesamt ist Flamme Rouge ein leicht zugängliches und geschmeidiges Spiel - lediglich das Managen der Kartendecks mag insbesondere für Spieler ohne Deckbau-Erfahrung etwas gewöhnungsbedürftig sein. Geringe Downtime und hohe Interaktion bei zugleich stimmiger Themen-Umsetzung machen es zu einem unterhaltsamen und gelungenen Familienspiel, dass in drei unterschiedlich besetzten Test-Spielrunden durchweg gut angekommen ist.
Packendes Finish Fahrradspiele gibt es wenige. Dazu noch Gute sind sehr rar. Um Reifenbreite war 1992 mal so eins. Nun geht es auf die Tour, denn die Leute vom finnischen Lautapelit Verlag haben sich gedacht, wir stecken so Fahrradspiel in das Layout der Tour de France Etappen der 30er Jahre. Packen einen schönen einfachen, aber wirkungsvollen Kartenmechanismus dazu und nennen es nach dem berühmten letzten Kilometer "Flamme Rouge". Exkurs: Mit der Flamme Rouge wird der letzte Kilometer einer Etappe eingeläutet. Für den ein oder anderen ist er auch als Teufelslappen bekannt. 1906 wurde die Markierung das erste Mal eingesetzt. Das Spiel Nachdem Aufbau der Rennstrecke erhält jeder Spieler zwei Fahrradspezialisten, die sich in ihren Karteneigenschaften unterteilen: den Sprinter (mit den Werten 2-5 und 9) und den Steher (mit den Werten 3-7). Diese werden auf einem spielereigenen Tableau abgelegt. Für den Start werden noch die Fahrräder platziert und schon kann es losgehen. Wir spielen parallel.
Das führt zu einem gewissen Zusammenschluss des Feldes und macht das Mitfahren selbst mit tieferen Zahlenwerten möglich, sofern sich zuvor in der Bewegungsphase nirgendwo eine Lücke von mehr als einem freien Feld geöffnet hatte. Heikel wird es dagegen, wenn solche Löcher offen bleiben. Alle Fahrer, die vor sich eines oder mehrere freie Felder vorfinden, erhalten nämlich eine Erschöpfungskarte mit dem (tiefen) Zahlenwert 2. Einzelne davon sind noch kein großes Problem. Wenn aber später beim Aufnehmen der vier Karten für die Energiephase gleich mehrere der Erschöpfungskarten auf die Hand kommen, ist die Auswahl und entsprechend auch die Leistungsfähigkeit des betroffenen Fahrers gleichermaßen limtiert. Radrennspiel Flamme Rouge: ohne kraftschonende Taktik wird es nichts Entscheidend ist also, wie in richtigen Radrennen, das richtige Haushalten mit den eigenen Kräften. Nichts ist ärgerlicher als viel Energie bzw. einen hohen Kartenwert zu investieren und dann nicht die volle Strecke fahren zu können, beispielsweise weil das Feld bummelt und kein Vorbeikommen möglich ist.