Guten Morgen, Egon Bahr. Egon Bahr: Ich grüße Sie. Hatting: Sie schreiben im Auftakt, dass diese Bemerkung Brandts Sie ermutigt habe, Ihre Erinnerungen an diese Freundschaft zu veröffentlichen. Warum aber erst jetzt, 20 Jahre nach Brandts Tod? Bahr: Na ja, also zunächst mal: Als er gestorben war, hatte ich überlegt, ob ich eine Biografie über ihn schreiben sollte, habe ich dann sofort verworfen, diese Idee, weil ich war ihm zu nah und es hätte auch zu viel Zeit gebraucht, und das hat ja Peter Merseburger gemacht mit einer fabelhaften, noch heute interessanten, allerdings ein bisschen dickleibigen Biografie. Frieden ist nicht alles aber ohne frieden ist alles nichts gemacht. Und jetzt habe ich festgestellt, indem ich vor kurzem eine Rede wieder gelesen habe, die ich 2008 über das Thema "Brandt und die Nation" gemacht habe, wie viele Erinnerungen ich in den vier Jahren seither verloren habe, und gedacht: Wenn du es jetzt nicht bald schreibst, schreibst du es nie mehr – also schreibe es jetzt. Hatting: Herausgekommen ist eine wunderbare Tour d'horizon durch die Bonner Republik, angefangen natürlich mit den Berliner Jahren, in denen Brandt zur Zeit des Mauerbaus regierender Bürgermeister war und Sie Senatssprecher, und schließlich natürlich dann die Kanzlerschaft mit Ihnen als Staatssekretär.
An Strahlkraft haben die Worte – auch 30 Jahre nach dem Mauerfall – bis heute nichts verloren. Weitsichtig hatte sich Willy Brandt übrigens bereits am 1. Mai 1959 gezeigt. "Der Tag wird kommen, an dem das Brandenburger Tor nicht mehr an der Grenze steht", prophezeite der damalige Regierende Bürgermeister bei der Mai-Kundgebung in West-Berlin. „Frieden ist nicht alles, aber ohne den Frieden ist alles nichts.“ (Willy Brandt 1981) | Ev. Jakobus-Kirchengemeinde Breckerfeld. "Nichts kommt von selbst und nur wenig ist von Dauer. " Brandts Einsatz für die Ärmsten dieser Welt unterstreicht hingegen der Satz: "Die reichen Nationen werden nicht reich bleiben, wenn die Armenhäuser der Menschheit wachsen. " Er fiel in einer Rede beim Kongress der Sozialistischen Internationale (SI) in Genf am 26. November 1976. "Nichts kommt von selbst und nur wenig ist von Dauer. Darum - besinnt euch auf eure Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll. " — Miriam H (@miri_172_) October 22, 2019 16 Jahre saß Brandt der SI vor und als er sich 1992 von den Genossinnen und Genossen verabschiedete (weil Brandt die Reise nach Berlin nicht mehr antreten konnte, las Hans-Jochen Vogel eine Botschaft vor) fiel ein Satz, der ebenfalls bis heute mit Willy Brandt verbunden wird: "Nichts kommt von selbst und nur wenig ist von Dauer.
Willy Brandt, 16. Januar 1990 "Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer. Darum – besinnt Euch auf Eure Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll. " Willy Brandt, 15. September 1992
Herr Bahr, welche Zeit mit Brandt war für Sie die schönste? Bahr: Och, das ist eine komische Frage. Also zunächst mal war sie aufregend, als ich als Sprecher begann, aufzusehen zu diesem großen Mann, der schon eine Weltreise hinter sich gebracht hatte, um für seine Stadt zu werben, und dann in der Erkenntnis, dass ich nicht mehr sagen könnte, was ich wollte oder denke, sondern alles, was ich sage, sagt nun der Sprecher des Senats für den Senat. Und in seinem Arbeitszimmer am ersten Abend habe ich ihm dann gesagt: "Ich werde Ihnen immer sagen, was ich denke, auch wenn es Ihnen nicht gefällt. Frieden ist nicht alles aber ohne frieden ist alles nichts vorliegen was darauf. " Und dann hat er gesagt: "Dann aber bitte nur, wenn es zu schlimm wird, unter vier Augen. " Das war sozusagen der Beginn eines Mitarbeiterverhältnisses, aus dem dann ein Berater wurde und noch später eine Freundschaft, die bis an sein Lebensende gehalten hat. Hatting: Willy Brandt hat ja drei Anläufe gebraucht, um Bundeskanzler zu werden. Hatten Sie immer das Gefühl: Der schafft das? Bahr: Nee. Ich hatte das Gefühl, beim ersten Mal war es noch zu früh, ich hatte das Gefühl, dass er die Zeit als Außenminister braucht, weil der direkte Sprung von einem Regierungschef in einem Lande zum Regierungschef des Landes Bundesrepublik Deutschland zu groß ist.
Wer mit sich selbst in Frieden leben will, muss sich so akzeptieren, wie er ist. Selma Lagerlöf Fünf große Feinde des Friedens wohnen in uns: nämlich Habgier, Ehrgeiz, Neid, Wut und Stolz. Wenn diese Feinde vertrieben werden könnten, würden wir zweifellos ewigen Frieden genießen. Francesco Petrarca Mehr Zitate von Willy Brandt Nicht jeder, der auf eine Erbschaft scharf ist, kommt auf seine Kosten. Zitate von Willy Brandt: Manche sind wahr, andere Legende | vorwärts. Wenn eine Diskussion um die ernstesten Dinge für das Schicksal des Landes eröffnet wird, so muß man sofort und ohne zu zögern auf den Kern der Sache zugehen. Ich muß immer ein bißchen müde sein, um etwas Gutes machen zu können. Manchmal ist es wohl so im Leben, daß man erst etwas wird, wenn man nichts mehr werden will. Den Interessen unseres Volkes wird nicht gerecht, wer schon "Amen" sagt, wenn in Washington noch gebetet wird. Die Demokratie darf nicht so weit gehen, daß in der Familie darüber abgestimmt wird, wer der Vater ist. Mit den Europa-Verhandlungen ist es wie mit dem Liebesspiel der Elefanten: Alles spielt sich auf hoher Ebene ab, wirbelt viel Staub auf - und es dauert sehr lange, bis etwas dabei herauskommt.