Potsdam. Wenn Christoph Hohmann spricht, hängen die Menschen an seinen Lippen. Selten verfasst ein Mensch die eigenen Worte so leidenschaftlich, so enthusiastisch. Er gestikuliert mit den Armen, breitet sie aus, als wolle er seinem Gegenüber noch ein Stück tiefer in seine Gedankenwelt eintauchen lassen. "In mir läuft ein innerer Film und ich möchte jedes Bild so genau zeichnen, wie möglich", sagt er. Der 57-Jährige strahlt und klopft mit seinen Fingern auf den Tisch, so pointiert, wie seine Sprache. Hohmann ist Schauspieler im Ensemble des Hans-Otto-Theaters (HOT) in Potsdam. Mittlerweile ist er das seit neun Jahren. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Die Premiere des Stücks "Unterleuten" nach dem gleichnamigen Buch von Juli Zeh am Freitagabend ist etwas Besonderes für den gestandenen Schauspieler. Premiere von Unterleuten am HOT Potsdam. Als der Roman erschien, verschlang er die Seiten und trug das Thema wenig später in die Dramaturgieabteilung des Theaters. "Die Thematik ist in Brandenburg auch im Hinblick auf die Unterschriftenaktionen zur Massentierhaltung oder die Problematik mit der Einflugschneise unweit des neuen Flughafens wichtig", sagt er.
Potsdam sei mit 25 Mitgliedern im Verhältnis schon gut aufgestellt. Der Charakterschauspieler, dem die tragischen Rollen liegen, ist an dieser Stelle pragmatisch, nimmt die Dinge, wie sie kommen. Deshalb sieht er das Ende des Vertrages auch als Chance mit der Kontinuität zu brechen, andere Erwartungen aufzubauen und neu zu starten – wo, lässt er offen. Das bringe Unglück. Blick nach vorn und zurück Wenn Christoph Hohmann am Freitag – und auch die nächsten Wochen auf der Bühne im ausverkauften "Unterleuten" spielt, dann lautstark für die Gerechtigkeit einstehend. Hot potsdam spielplan instagram. Und während Figur "Kron" immer wieder nach hinten blickt, schaut Hohmann nach vorn – zunächst in die Reihen des Publikums. Info: "Unterleuten" wird am Freitag das erste Mal um 19. 30 Uhr aufgeführt. Das Stück ist bis Ende Februar ausverkauft. Der Vorverkauf für die März-Vorstellungen beginnt am 1. Februar. Von Christin Iffert
Erstmals nach neun Jahren: Das Ensemble im Schlosstheater Erstmals seit neun Jahren darf das Ensemble des HOT wieder ins Schlosstheater: Im März 2022 will Bettina Jahnke dort "Amadeus" von Peter Shaffer auf die Bühne bringen. Zuvor, im November, wird am gleichen Ort endlich die verschobene "Rape of Lucretia" von Benjamin Britten nachgeholt, die Potsdamer Winteroper fiel letztes Jahr Corona zum Opfer (Regie Isabel Ostermann). Intendantin Bettina Jahnke und die "Bühne auf Zack", mit der das Theater im August und September in Potsdam unterwegs sein will. Foto: Erna Schielden Finanziell hat das Theater die Krise bislang erstaunlich unbeschadet überstanden: Obwohl es 2020 nur halb so viele Besucher:innen gab wie im Vorjahr, habe man das Jahr ohne Verluste beenden können, sagt Geschäftsführerin Petra Kicherer. Wolfsburg holt Potsdam-Kapitänin Agrez. Fehlende Einnahmen habe man durch Kurzarbeit und Einsparungen bei Nebenkosten ausgleichen können. Bühne auf Zack Premierentermine sucht man im Spielzeitheft übrigens vergeblich: Ausdruck der planerischen Unsicherheit, die angesichts des Lockdowns zur Zeit der Drucklegung vor drei Monaten herrschte.
Die Zeit seiner Anstellung in Potsdam ist endlich – und mit dem Intendantenwechsel im Sommer 2018 von Tobias Wellemeyer zu Bettina Jahnke endet auch für den 57-Jährigen der Vertrag. So ist das üblich im Schauspiel. "Arbeitsplatzgarantien bringen in diesem Beruf nichts, dafür ist er zu subjektiv. Ein Wechsel gehört dazu", berichtet er. Das Theater sei zwar ein langsames Medium, aber es erneuere sich durch andere Konstellationen immer wieder neu. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Dennoch: die Chance im Potsdamer Ensemble bot ihm bisher eine "ruhige Kontinuität", die er in einem kreativen Team zu schätzen lernte – ohne Druck, sich stets um ein nachfolgendes Engagement zu bemühen. Theater: Designierte HOT-Intendantin stellt ihren Spielplan vor - FOCUS Online. Nun steht der Schauspieler selbst vor einer neuen Situation. "Es ist das erste Mal, dass ich sozusagen gegangen werde. Zuvor bin ich immer angesprochen worden oder habe mich selbst verändert. Doch mit fortlaufendem Alter ist das Wechseln als Schauspieler komplizierter", schildert er. Die festen Positionen seien meist lange besetzt, dazu die Ensemble bundesweit "extrem geschrumpft. "
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