Ein Klassiker, der auch als Unterrichtsstoff in Schulen Eingang gefunden hat. Während zur gleichen Zeit beim AfD-Listenparteitag künftige Landtagsabgeordnete gegen höhere Abiturbildung für viel zu viele Kinder wetterten, hatte das Stück am Freitagabend im Kleinen Haus Premiere. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Die zweite Spielzeit der Intendanz Joachim Klements am Staatsschauspiels ist noch deutlicher von der Auseinandersetzung mit eben diesen Brandstiftern und ihren wütenden Claqueuren bestimmt als die erste. Jeder weiß, was gemeint ist, wenn ein solches Stück auf den Spielplan kommt. Gerade deshalb kann Regisseurin Nicola Bremer auf aktuelle plakative oder gar agitatorische Anspielungen völlig verzichten, wie man sonst über Inszenierungen etwa von Volker Lösch oder Hasko Weber nachlesen kann. Biedermann und die brandstifter dresden.de. Nur einige modernisierte Begriffe tauchen auf wie das "Startup" des erfolgreichen Haarwasserfabrikanten Gottlieb Biedermann. Erfolgreich? Biedermann und Frau Babette glänzen hier mit einer Glatze und weisen so schon vor dem ersten Satz auf das Groteske dieser Aufführung hin.
Bedenken, den Unbekannten zu beherbergen, nachdem im Wohnumfeld bereits mehrere Brandstiftungen gleichen Musters erfolgten, zerstreut Schmitz. In der Nacht er scheinen ein weiterer ungebetener Gast und mehrere Fässer Benzin auf dem Dachboden des Hauses. Am Morgen danach empört sich Biedermann über den Lärm und den zweiten Mann auf seinem Dachboden. Biedermann und die brandstifter dresdendolls. Er beauftragt seine Frau, Schmitz und dessen Bekannten Eisen ring (Viktor Tremmel) vor die Tür zu setzen. Doch mit einer Mischung aus Unterwürfigkeit, unverschämter Forderungen und unterschwelligen Drohungen schaffen es die beiden Zündler, im Haus zu bleiben. Ihre wahren Pläne verbergen beide im Anschluss nicht und witzeln mit Biedermann über den Zweck des Benzins. Die Wahrheit ist hierbei die beste Tarnung, wird sie doch nur für einen makabren Scherz gehalten. Biedermanns Fassade als Unternehmer mit sozialem Bewusstsein bröckelt, als er vom Selbstmord seines kürzlich entlassenen Mitarbeiters Knechtling erfährt. Biedermann weist kaltblütig jede Mitschuld daran von sich.
Nur so konnte sich die Nazibewegung in Dresden etablieren. In Frischs Drama lernen die Menschen nichts dazu, es bleibt ein "Lehrstück ohne Lehre".
Kleines Haus: Die netten Brandstifter gleich nebenan Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen Philipp Lux und Philipp Grimm (r. ) © Quelle: Foto: Sebastian Hoppe Max Frischs "Biedermann"-Parabel ist zeitlos: Während künftige Landtagsabgeordnete der AfD gegen höhere Abiturbildung für viel zu viele Kinder wetterten, hatte das Stück am Freitagabend im Kleinen Haus Premiere. Ein Abend mit goldigen Schlitzohren, viel Charme und Chuzpe rezensiert DNN-Autor Michael Bartsch. Share-Optionen öffnen Share-Optionen schließen Mehr Share-Optionen zeigen Mehr Share-Optionen zeigen Dresden. Wer lädt größere Schuld auf sich? Wer aus "purer Lust" Dachböden oder das Weltgeschehen anzünden will oder wer die herannahende Gefahr ignoriert, weil er nicht imstande ist, sich auf sie einzustellen und sich zu verändern? Biedermann und die Brandstifter, Ein Lehrstück ohne Lehre von Max Frisch | Staatsschauspiel Dresden. Wer "die Verwandlungen scheut, mehr als das Unheil"? Max Frisch hat diese zeitlose und situationskompatible Frage nach dem Zweiten Weltkrieg aufgeworfen und als Parabel zu einer Hörspiel- und zwei Bühnenfassungen verarbeitet.
Ein "Lehrstück ohne Lehre" nennt Max Frisch seine Arbeit, spricht später aber auch von einer Komödie. An eines der Brechtschen Lehrstücke erinnert die Dresdner Fassung schon, mehr noch an eine Farce. "Merkt der denn nichts! " Es scheint völlig selbstverständlich, wie die beiden Ganoven Schmitz und Eisenring Benzin und Zündgerät auf Biedermanns Dachboden einlagern können. "Merkt der denn nichts! ", möchte man aufschreien, oder will der nichts merken? Mit Philipp Lux und Viktor Tremmel bietet das Ensemble zwei seiner besten Komödianten für diese Rollen auf. In einer Mischung aus Charme, Chuzpe und Zynismus tarnen sie, von sich selbst amüsiert, ihre verheerende Absicht. Kleines Haus: Die netten Brandstifter gleich nebenan. Solchen goldigen Schlitzohren kann man doch nicht etwa böse sein? "Man muss auch ein bisschen Vertrauen haben", sagt sich und dem Publikum Gottlieb Biedermann. Er ist nicht der heute denunzierte naive Gutmensch, sondern eher der gefährliche Ignorant. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige Philipp Grimm gibt sich in dieser Rolle gekünstelt menschenfreundlich, weil er die Konsequenzen seiner Wahrnehmungen scheut.
Es ist einfacher, an die domestizierende Wirkung eines gemeinsamen Gänseschmauses zu glauben als Alarm zu schlagen. Der Schauspieler erscheint als der junge "Keep smiling"-Typ, für den die Geschichte vom eigenen Aufstieg konstitutiv ist. Da passt die drohende Gefahr nicht hinein. Auch nicht allzu viel Empathie mit dem ehemaligen Angestellten Knechtling, den seine Entlassung in den Selbstmord trieb. Eine hübsche zeitgeistlose Verfremdung gelingt Regisseurin Bremer mit dem Dienstmädchen Anna. Anna-Katharina Muck erscheint als Alexa auf Beinen oder jedenfalls als eine dieser moralneutralen künstlichen Intelligenzen aus Sci-Fi-Filmen. Eine Sprechpuppe mit eckigen Bewegungen, die auch als Erzählerin oder Ansagerin das Geschehen vorantreibt. "Sinnlos ist vieles" Jakob Ripp hat eine kombinierbare Mauer aus Großbausteinen auf die Bühne gesetzt. Ein Symbol für das Domizil, aber auch für die gedankliche Gefangenschaft. Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch. Lektüreschlüssel mit Inhaltsangabe, Interpretation, Prüfungsaufgaben mit Buch. Noch kürzer als angekündigt ist der Bühnenspuk nach nur 80 Minuten vorbei. Konsequent wird der Sound scheinbarer Normalität durchgehalten, und gerade diese bedrohliche Heiterkeit wirkt wie ein Menetekel.