Nicht den Boten töten - YouTube
Die Wendung Töte den Boten, Schlagt den Boten (kurz für "Schuld ist der Überbringer der schlechten Nachricht") ist ein Motiv über die unheilvolle Wirkung von negativ empfundenen Botschaften am Schicksal ihrer Überbringer. Vorausgesetzt wird traditionell das Bild des Unterhändlers im Kriege, dessen durch die Gastfreundschaft garantierte Immunität auf dem Spiel steht. Diesem suchte man vielfach durch Rechtsprechung Einhalt zu bieten. " Wer einen Botschafter ermordet, geht in Tuptakumbha ein, die Hölle der beheizten Kessel. " ( Vishya Purana). Sophokles beschrieb den Sachverhalt im antiken Drama: " Denn niemand liebt den Boten schlimmer Worte. " [1] Eine besondere Ausformung des Motivs begegnet im antiken Bellerophonmythos bzw. im alttestamentlichen Urias -Stoff. Hier wird jeweils der Briefempfänger beauftragt, das Todesurteil an dem den Brief übersendenden Boten vollstrecken zu lassen. Tötet nicht den boten. (Ebenfalls in Märchen wie Der Teufel mit den drei goldenen Haaren verarbeitet. ) Das Neue Testament schildert die Tötung von Botschaftern im Auftrag des Weinbergbesitzers im Gleichnis von den treulosen Weingärtnern.
Letzte Woche Freitag schrieb Manfred Spitzer, Professor für Psychatrie an der Universität Ulm, in der FAZ einen Artikel zu seinem aktuellen Buch Digitale Demenz. Spitzer vertritt dabei die steile These, dass die Benutzung von Technik uns über kurz oder lang verdummen lasse. Dabei begeht er jedoch einen radikalen Fehler: Er vertauscht Medium und Botschaft. Toilet nicht den boten videos. Wenn Spitzer sagt, Organizer würden unsere Gedächtnisleistung abbauen, so, wie die Nutzung von Rolltreppen unserem Muskelabbau Vorschub leistet, da mag man ihm noch Recht geben. Auch zustimmen kann man ihm, wenn er über us-amerikanische Studien spricht, die zu belegen scheinen, dass ein rein digitaler Freundeskreis eher negative, ein analoger hingegen eher positive Gefühle weckt. Daraus ließe sich der Appell formulieren, öfter einmal vor die Tür zu gehen und Freude zu treffen, vielleicht auch mal ein gutes Buch zu lesen. Doch genau an dieser Stelle beginnt es bereits. Für Spitzer zählt nur das Medium. Warum es sinnvoller sein soll zwei Stunden lang einen Groschenroman vom Bahnhofskiosk zu lesen, anstatt sich online durch einen internationalen Pressespiegel zu wühlen oder lieber Monopoly mit Freunden am Tisch zu spielen, als Schach über das Internet, kann Spitzer nicht erklären.