Auch wenn Gens die visuelle Opulenz seines mexikanischen Kollegen nicht erreicht, gehören die von ihm vorgelegten Impressionen zu den größten Stärken der Romanverfilmung. Wunderbar gelingt es Kameramann Daniel Aranyó ("Regression"), den Eindruck einer weitab der Zivilisation liegenden Insel zu erzeugen und das grau-schwarze Lavagestein des Drehortes Lanzarote sowohl in seiner Trostlosigkeit als auch in seiner rauen Schönheit zu zeigen. Das Gefühl endloser Einsamkeit stellt sich sofort ein und sorgt für eine ansprechende atmosphärische Grundierung. Was die geheimnisvollen Kreaturen betrifft, legt "Cold Skin" die Karten erstaunlich schnell auf den Tisch. Schon nach wenigen Minuten erblicken wir gemeinsam mit dem Wetterbeobachter durch ein Fernglas zum ersten Mal einen Schatten. Und nur kurze Zeit später betreten die Amphibienwesen, deren Design Arturo Balseiro ("Pans Labyrinth") kreiert hat, in voller Pracht die Bühne und stoßen im weiteren Verlauf einige höchst spannende Überlegungen zum Verhältnis von Mensch und Umwelt an.
Während "Frontier(s)"-Schöpfer Xavier Gens 2017 mit dem enttäuschend formelhaften Dämonengrusler "The Crucifixion" auf dem Fantasy Filmfest vertreten war, beehrte der Franzose das hiesige Publikum bei den diesjährigen White Nights mit seinem historischen Monsterstreifen "Cold Skin", dem der deutsche Verleiher Tiberius den vielsagenden Untertitel "Insel der Kreaturen" angeheftet hat. Der Film, der hierzulande eine limitierte Kinoauswertung erhält, basiert auf Albert Sánchez Piñols Roman "Im Rausch der Stille" und ist sicherlich allein optisch reizvoller als der eingangs erwähnte Exorzismus-Ausflug nach Rumänien. Der kraftvolle, intellektuell provozierende Survival-Thriller, den Gens zweifelsohne im Sinn hatte, lugt jedoch zu selten hervor, weshalb erneut einiges an Ernüchterung zurückbleibt. Im Jahr 1914 verschlägt es einen jungen Mann (David Oakes, "The Living and the Dead"), dessen Name kein einziges Mal genannt wird, auf eine karge Insel im Südatlantik, wo er als Wetterbeobachter Stellung beziehen soll.
So erleben wir einen Film, der entgegen der bloßen Plotbeschreibung so viel mehr ist als nur ein Horrorstreifen. Ich weiß nicht, ob man Cold Skin – Insel der Kreaturen noch als Geheimtipp bezeichnen darf. Eine Empfehlung für Genrefans ist er jedenfalls allemal! Unsere Wertung: © Tiberius Film
"Die Ruhe zwischen den Schlachten ist oft härter als die Kämpfe selbst", erzählt der Protagonist später aus dem Off. Ein Satz, der so auch in den Soldatentagebüchern aus den Grabenkämpfen stehen könnte. Im Fokus stehen dabei existenzielle Frage über die Natur des Menschen und den Sinn des Lebens. "Töten und unterwerfen, das ist die Art der Menschen", sagt Gruner und gibt die Marschrichtung für den Film vor. Denn schnell beginnen wir uns zu fragen, wer das eigentliche Monster in diesem Film ist. Schauplatz des Grauens in "Cold Skin – Insel der Kreaturen" © Tiberius Film Horror trifft Anspruch Doch neben dieser fast schon offensichtlichen Botschaft lassen sich in Cold Skin – Insel der Kreaturen weitere Ansatzpunkte finden. Denn die mysteriösen Amphibienwesen können gleichermaßen als der seelische Ballast interpretiert werden, der uns unerbittlich verfolgt. Sie repräsentieren die inneren Dämonen, mit denen ein Mensch zu ringen hat. Nicht zufällig heißt es zu Beginn des Films, dass ein jeder, der sich freiwillig in dieses abgelegene Ödland versetzen lässt, augenscheinlich vor etwas davonläuft.
Dennis beschließt, sich das näher anzuschauen und findet seltsame "Kritzeleien" im Wandschrank der Mädchen. Diese Zeichen kann er sich nicht erklären und bittet seinen Freund Randy, Material aus der örtlichen Bücherei zu besorgen, um dem Spuk auf den Grund zu gehen. Die Lage spitzt sich zu Nachdem Kristi Toby den Gehorsam verweigert, wird sie immer wieder von ihm angegriffen, sodass die Familie am Ende zu Oma Lois geht, um vorrübergehend dort zu wohnen. Die paranormalen Aktivitäten haben nicht nachgelassen. Doch auch dort wird die Lage nicht besser. Nachdem Julie verschwindet, begibt sich Dennis auf die Suche und gerät mitten in ein Treffen eines Hexenzirkels, dem Lois allem Anschein nach angehört. Diese machen nun Jagd auf Ihn, während er wieder zurück ins Haus flüchtet, um die Mädchen und seine Frau zu suchen. "The Broken" aus dem Jahr 2008 ist die Verfilmung einer Kurzgeschichte von Adgar Allan Poe. Die … Letzten Endes findet er Julie tot und Dennis wird von Lois umgebracht, die ihm das Rückrat bricht.
Es gibt jedoch verschiedene Wege, sich seinen Dämonen zu stellen. Man kann sich mit ihnen auseinandersetzen, ja, versuchen sie zu verstehen, sodass man letztlich sogar lernen kann, mit ihnen zu leben. Oder aber man verrennt sich dessen ungeachtet in seinem (Selbst)hass und bekämpft die Dämonen unerbittlich, bis dieser Kampf zum einzigen Lebensinhalt wird und man schließlich verbittert eine Symbiose mit ihm eingeht. Und so schließt sich der Kreis zu dem berühmten Nietzsche-Zitat, das zu Beginn des Films eingeblendet wird: "Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein. " (Kaum zu glauben, dass ich kurz nach meinem Review zu Im Tal von Elah erneut das Nietzsche-Zitat verarbeite). Inszenierung Die Computereffekte sind mitunter sehr als solche zu erkennen. Doch macht die stimmungsvolle Regie dieses kleine Manko wett. Xavier Gens kann seine Routine im Horrorbereich ausspielen und eine fast schon prosaische Atmosphäre vermitteln.