Leben mit den Göttern - MacGregor, Neil Ranking 3142 in 62023 Book Hardcover 542 pages German Ein 40 000 Jahre alter Löwenmann aus Elfenbein, eine goldene Qibla aus dem 16. Jahrhundert, ein Kreuz aus Lampedusa - mit unnachahmlicher Eleganz bringt Neil MacGregor all diese Objekte zum Sprechen. Sein neues Buch nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise durch die Welt der Götter und Religionen. Von der Arktis bis Indien, von Mexiko bis Japan, vom antiken Rom bis zum Afrika der Gegenwart erzählt es,... wie religiöse Überzeugungen das Leben von Gemeinschaften, das Verhältnis zwischen dem Einzelnen und dem Staat und unser Bild von uns selbst prägen. Denn mit der Entscheidung, wie wir mit unseren Göttern leben wollen, entscheiden wir auch, wie wir miteinander leben. Es gehört zu den grundlegenden Tatsachen der menschlichen Existenz, dass alle uns bekannten Gesellschaften ein Ensemble von Glaubenssätzen und Annahmen - einen Glauben, eine Ideologie, eine Religion - teilen, die weit über das Leben des Einzelnen hinausweisen.
Der bevölkerungsreichste Staat auf Erden, China, behauptet, seine nationalen Interessen, ja sogar die Integrität des Staates würden durch den im Exil weilenden geistigen Führer der tibetischen Buddhisten, den Dalai Lama, gefährdet, einen Mann, dessen einzige Macht der Glauben ist, den er verkörpert. Die Probleme der...
Man muss nur das letzte Objekt des Buches, eine Schutzmantelmadonna aus dem späten 15. Jahrhundert, betrachten, um zu erfassen, was MacGregor umtreibt. Langweilige Rezensionen erkennt man daran, dass sie bloß auflisten, was fehlt. Doch Lücken sind in einem Buch wie diesem unvermeidlich. Einige folgen sogar notwendig aus der gewählten Methode. Wer sich auf das Soziale, Rituelle und Archaische an der Religion fokussiert, hat es schwer, die Innerlichkeit, das Grübeln und Zweifeln oder die Versuche religiöser Aufklärung darzustellen. Auch wird er die religiös bestimmte Lebensführung im Alltag, das unauffällige Tun des Guten und Gebotenen eher ausblenden. So sucht man das Stichwort "Nächstenliebe" in diesem Buch vergeblich. Auch "Barmherzigkeit" oder "Mitleid" spielen keine Rolle. Doch dies wird aufgewogen durch eine neuartige Anleitung zum Staunen. Wer sich von MacGregor durch seine Wunderkammer der Religionsgeschichte führen lässt, wird alte Religionskulturen freundlicher und demütiger betrachten.