Gemeinsam bereiteten sie Steingröver einen warmen Empfang. Vor dem offiziellen Teil legten zunächst die Kinder los. Für ihre neue Schulleiterin hatten sie Tänze und Lieder einstudiert – mit diversen Botschaften. Moderatorin Astrid Husmann schnappte sich etwa nach dem Tanz "Nobody is perfect" von den Schülern aus Schale fix das Mikrofon. "Ein Motto, das du beherzigen solltest", sagte sie Steingröver mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich habe sie keine Bedenken, dass die neue Schulleiterin den Verbund nicht sicher leiten könne. Anfangs sei das aber anders gewesen. "Was wird denn nun? Bekommen wir überhaupt einen neuen Schulleiter", formulierte Husmann Fragen, welche sie und ihre Kollegen beschäftigen, nachdem Schulleiter Hans Joachim Hinsch im Juni in den Ruhestand gegangen war. "Bei der Verabschiedungsfeier haben wir mit einem weinenden Auge gesungen. „Klasse, dass du da bist“ - Einschulungsfeier - Lindenschule. Nun zeigen wir, dass wir das auch aus Freude können. " Zu einer "Einschulung" gehört aber noch mehr als Tänze, Lieder und warme Worte. Das wussten auch die Kinder und hatten eine Überraschung vorbereitet.
Sie sind zwischen sechs und zehn Jahren alt und werden an der Grundschule in den nächsten Wochen intensiv Deutsch lernen, bevor sie dann nach und nach in die Regelklassen wechseln können. Josefa Maria Hybner-Kauß, die Leiterin der Grundschule, heißt die neuen Schüler herzlich willkommen – und auch die "tolle Lehrerin" Maria Shrets, die selbst vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen ist und die Kinder nun unterrichten wird. Einfach klasse dass du da bist. "Wir wissen, dass ihr ganz fleißige Kinder seid", sagt Hybner-Kauß und wünscht einen guten Start. Jedes Kind wird einzeln aufgerufen und nach vorne gebeten, es bekommt einen Stoffbären und Applaus. Noch ein Gruppenbild, dann geht es in den Klassenraum.
Das Thema Krieg umschifft die Klasse 2c am ersten Tag –wichtiger ist das Kennenlernen. Nach der Bastelstunde ist Pause – schnell ist die angeknabberte Breze im Pausenhof vergessen und Timo hüpft aufs Klettergerüst. Noch mehr aktuelle Nachrichten aus dem Landkreis Ebersberg finden Sie auf
Rektor Alexander Bär hat sie nach Jahrgängen und auf verschiedene Klassen verteilt. Er hätte gerne eine Ukraine-Klasse eingerichtet, aber das lasse die Personalsituation nicht zu. Zurzeit ist er dabei, Ehrenamtliche und Ukrainisch-Sprecher für einen Deutschkurs zusammenzutrommeln, erzählt der Schulleiter. Das Wichtigste ist aber zunächst, dass die Kinder in dem unbekannten Land Anschluss an Gleichaltrige finden. Nicht so einfach, weil die Kinder kein Deutsch verstehen und es kaum Ukrainisch-Sprecher gibt. Der Test muss sein: Gemeinsam mit Schülern aus der Deutschklasse erklärt Konrektorin Julia Zauner einem ukrainischen Kind den Corona-Abstrich in der Nase. Klasse dass du da best online. © Stefan Roßmann Kennenlernen beim gemeinsamen Basteln Doch Anke Kolodziej und die 2c sind vorbereitet. Weil es noch kaum Unterrichtsmaterial für diesen Ausnahmezustand gibt, hat die Lehrerin im Internet recherchiert – und eine Bastelvorlage für ein kleines deutsch-ukrainisches Glossar gefunden. Das schneiden die Kinder nun fleißig aus.
Auch bei Ukrainer Timo ist der Groschen schnell gefallen. Er gehört zu den Ersten, die ihr Heftchen fürs Zusammenbinden lochen lassen. "Schau, der Timo ist schneller als du! ", tönt da auch schon einer aus der hinteren Reihe seinen Banknachbarn an. Aussprache-Übungen und ein erstes Lächeln Die Lehrerin hat offensichtlich mit dieser Idee einen Nerv getroffen. Für die 2c wird die Unterrichtsstunde zu einer interkulturellen Erfahrung – manchmal gibt es eben Wichtigeres als das kleine Einmaleins. Klasse dass du da best friend. Und für Timo ist die Muttersprache vertrautes Terrain. "Ty vtomyvsya? ", liest er seinem neuen Banknachbarn Julian und der Lehrerin vor, die sich mit der Aussprache der Transkription aus dem Kyrillischen ganz schön schwer tun. Nützliche Sätze auf Deutsch und Ukrainisch bastelte die 2c zu einem Sprach-Handbüchlein. © Josef Ametsbichler "Bist du müde? ", lautet die Übersetzung. Als Anke Kolodziej dabei fragend auf ihren neuen Schüler deutet, schüttelt Timo den Kopf – und ein Lächeln stielt sich hinter der weißen Stoffmaske hervor in seine Augen.