Traditionelles Bogenschießen ist intuitives Bogenschießen und bedeutet Bogenschießen ohne jegliche Hilfsmittel wie Visier, Stabilisator oder Auszugskontrolle. Ein bewusstes Zielen gibt es nicht. Unser Gehirn benötigt keine genaue Entfernungsangabe, um zu treffen. Das Ziel wird mit beiden Augen 3-dimensional (3-D) anvisiert und nach etwas Übung sorgt die sog. "Augen-Hand-Koordination" dafür, dass unser Gehirn zusammen mit dem Muskel-Gedächtnis weiß, wie wir den Bogen halten müssen, um zu treffen. In unserem Unterbewusstsein werden alle Erfahrungen abgespeichert und zu gegebener Zeit abgerufen, ohne dass wir bewusst darauf Einfluss nehmen. Konstante Kopfhaltung beim Bogenschiessen erreichen. Ein Bogenschütze mit Zielhilfe wie beim olympischen Bogenschießen benötigt immer eine genaue Entfernungsangabe, damit das Visier auf diese Entfernung genau eingestellt werden kann. Für jede andere Entfernung muss der Schütze die entsprechende Einstellung an seinem Bogen erst neu ermitteln. Die Kontrolle des möglichst immer gleichlangen Auszugs geschieht durch einen festen Ankerpunkt am Kieferwinkel, an dem wir unsere Zug-Hand "verriegeln".
Schützen die mal mit offenem, mal mit geschlossenem oder parallelem Stand schießen, werden – wie auch bei anderen Fehlern in der Schießtechnik – mit Streuungen im Trefferbild zu kämpfen haben. Was ist jetzt aber so schlimm an diesen Fehlern, wenn man doch gut und regelmäßig trifft? Eigentlich nichts… man kann auch mit oder trotz dieser Fehlern treffen. Einige schießen auch wirklich gut. Traditionelles Bogenschießen für Einsteiger: Auszug und Anker - YouTube. Und daher kommt auch der eingangs genannte Satz "Wer trifft hat recht". Die meisten Bogenschützen und -schützinnen bemerken dabei leider nicht, wie schleichend und zugleich brutal destruktiv sich die vier Fehler über die Zeit auf ihr Schießen auswirken. Ich habe schon viele Bogenschützen über einen längeren Zeitraum beobachtet (inklusive meiner eigenen Person) und gesehen, wie stark sich diese Fehler mit der Zeit auf deren Schießen ausgewirkt haben. Anfangs läuft alles wie von alleine, egal was sie machen – sie treffen (fast) immer. Dann kommt ein Punkt an dem die Leistung langsam abnimmt. Es klappt nicht mehr so.
Nach dem Schuss sollte man den Bogen nicht einfach fallen lassen, sondern man muss den Bogenarm stehen lassen, dies nennt man nachhalten. Erst wenn der Pfeil im Ziel eingeschlagen ist wird der Bogenarm herunter genommen, und es wird sich auf den nächsten Schuss vorbereitet.