Dennoch hätte Hafner gerade diesen "Clash of Civilizations" heftiger, absurder inszenieren dürfen – hier bleibt er zu brav. Allerdings gelingt ihm eine wunderbare Liebeserklärung ans Theater selbst: Als John die Leute aufrütteln will, die um ihre Superdroge Soma anstehen, um Urlaub von der Gegenwart zu nehmen, verhüllt er die künstliche Sonne mit einem roten Vorhang, wie wir ihn von der Bühne kennen. "Ihr seid frei! ", ruft er. Die Menschen aber – so die (traurige? ) Erkenntnis – wollen von dieser Utopie nichts wissen, die das Theater seit Jahrhunderten verhandelt. John ist am Ende, doch voller Trotz. "There is a Light that never goes out", singt er mit den Smiths. Gibt's Hoffnung? Premiere in München: Regisseur Felix Hafner beweist Rhythmus und Gefühl | Kleine Zeitung. Langer, herzlicher, heftiger Applaus.
Ein Gegenentwurf zum herrschenden System Gemeinsam mit der Beta-Frau Lenina macht sich Bernard auf den Weg in eins der Reservate in New Mexiko, die in abgetrennten Bezirken liegen und in denen "Wilde" leben, die noch einen herkömmlichen Lebensstil führen. Es gibt also einen Gegenentwurf zum herrschenden System, "aber die stehen für die alte Welt, die fühlen und weinen und sind doch auch keine wirkliche Alternative. Volkstheater münchen schöne neue welt in unseren. " Bernard bekommt wegen seines Trips Probleme mit seinen Arbeitgebern, bringt aber glücklicherweise einen der Wilden, John, mit, der sich als geheim gehaltener Sohn des Direktors des Aufzuchtzentrums erweist, in dem Bernard und Lenina arbeiten. Bernard nutzt seine Nähe zu John, um sein eigenes Image aufzupolieren. Endlich darf er auch mit vielen Frauen schlafen. Der Rebellionsgeist versiegt kläglich. Als Außenseiterfigur hat Bernard Marx Ähnlichkeit mit dem griechischen Gastarbeiter Jorgos, den Timocin Ziegler in Abdulla Kenan Karacas Adaption des Fassbinder-Films "Katzelmacher" spielte.
Es stellt sich die Frage, ob es wirklich besser ist, sich gänzlich zu unterwerfen, anstatt sein selbstbestimmtes Leben zu führen. So hat John eine Schwäche für Shakespeare, aus dessen wichtigsten Dramen er immer wieder Szenen darbietet. Demgegenüber steht der Autor der ›Fühldrehbücher‹ Helmholtz Watson (Mehmet Sözer), deren Vorführungen im Kino alle Sinne der Bewohner*innen trifft und damit ganzkörperliche Events sind. Watson darf sich in seinen Arbeiten eben doch nicht frei entfalten. Widersetzt sich Watson den Anweisungen, landet er auf einer einsamen Insel. „One soma a day keeps the sadness away!!“ – „Schöne neue Welt“ im Volkstheater (Kritik) – KiM – Kultur in München. Und wer will das schon, wenn man doch das Kollektiv gewohnt ist? Immer wieder baut Hafner solche Spannungen in seiner Produktion auf. Oftmals geraten diese etwas zu plakativ, wodurch die Inszenierung an Glaubwürdigkeit verliert. Ein tragendes Konzept Diese Schwächen macht die Inszenierung mit den durchkonzipierten Choreografien und der zur neuen Welt stimmig komponierten Musik (Clemens Wenger), einer Mischung aus psychedelischer Pop- und Discomusik, wieder weg.