Dann grollt' ich wohl und schmollte gar zum Schein, Und wollte flieh'n den reuelosen Sünder, Doch fingen mich behend zwei Arme ein, Und fröhlich lachten wir, wie kleine Kinder. Hier sitz' ich nun und denke jener Zeit, In der ich hohes, reines Glück genossen, Hier sitz' ich und vergeh' vor Sehnsuchtleid Nach jenen sonn'gen Augen, die geschlossen. Nach jenen Worten, schlicht und ohne Trug, Nach jenen Armen, die so fest umspannten, Nach jenem Herzen, das so warm mir schlug, Nach all' den süssen, sel'gen Liebesbanden! Was reimt sich auf weihnachten?. Schneeflocken wirbeln in der Luft, Der Wind, er heult so schaurig - Die Erde deckt ein Leichentuch, Ich bin zu Tode traurig - Das Herz erstarrt im Winterfrost, In Angst und bittern Sorgen, Und jeden Abend fürcht' aufs neu Ich schon den künft'gen Morgen. Die Nächte gehen schlaflos hin Im Pflegen und im Warten - Und keine Blumen blühen nun In meinem Lebensgarten; Mein Dasein ist gedecket auch Mit einem Leichentuche, Gleich außen stürmts im Innern mir Steht's so im Schicksalsbuche?
Abgefallen jeder Hoffnung Zeichen, Alles Grün von meinem Lebensbaum, Wird mein Schicksal Deinem Schicksal gleichen, Oeder Stamm im öden Lebensraum. Ja, Weihnachten! - Weinend will ich achten Jenes Tages stete Wiederkehr, Wo dem Knaben Knabenfreuden lachten, Ach, dem Manne lachen sie nicht mehr! Karl von Holtei Christkindlein kommt! Das Kindlein wimmert, das Kindlein ist krank. Die Mutter betreut es, mit kühlendem Trank Die brennenden Lippen labend. Sie würgt hinunter der Tränen Flut Und lacht und schmeichelt: "Sei gut - sei gut! Denk', heut' ist der Heilige Abend! Reim auf weihnachten 4. Christkindlein kommt! " "Bald, Herzlieb, endet des Tages Lauf, Vom Himmel stöbert's, der Sturm wacht auf Und wirbelt im Tanze die Flöckchen. Dann harren wir traulich zum Ofen gerückt, Das Feuer knistert, die Wanduhr tickt... Da klingelt's - es kündet das Glöckchen: "Aufspringen die Türen - im weiten Raum Strahlt blendend ein leuchtender Wunderbaum; Der schafft meinem Liebling Genesung. Der Jubel macht eilig vergessen das Leid - Heut' ist ja der Gnaden glückselige Zeit!
Einsame Straßen - An meiner Seite statt endloser Leere Fühlt' ich ein nahes, lebendiges Leben, Sah ich zuweilen Eines gesenkten Gesichtes Profil. - - In meiner Stube Brannte behaglich im Ofen das Feuer. Rasch war die Lampe entzündet und zierlich Ließ sich die Kleine des Mantels entkleiden, Legte den Hut ab und strich mit den schmalen, Traurigen Händen sich ordnend das Haar, Warf einen heimlichen Blick in den Spiegel, Sah zu mir auf dann... Reim auf weihnachten der. Aber seltsam, zugleich mit dem ihren Traf mich ein Blick aus dem Bild meiner Mutter Und entzündete tief mir im Herzen Zahllose Lichter... Sollt' ich mit lieblosen Händen sie löschen? Sollten sie heute Nur in die eigene Seele mir scheinen? Durft' ich die kleine Gefundene wieder Einsam sich draußen verlieren lassen? - Rasch war von Zeitungen, Büchern und Mappen Auf dem Sofa ein Eckchen entlastet Unter dem schirmenden Bild meiner Mutter. Zwischen uns brannte verschleiert die Lampe, Und durch das lange, verlegene Schweigen Zogen die Engel der heiligen Nacht...