Noch sind die nordischen Avancen nicht unterschriftsreif. Doch dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die Nato mit Finnland und Schweden Zuwachs bekommt. Für den Kreml wäre das eine heftige Niederlage – auf die er reagieren muss. Jetzt ist es offiziell: Mit den formellen Beitrittsanträgen aus Finnland und Schweden darf die Nato auf Familienzuwachs hoffen. Wie lange es dauert, bis Finnland und Schweden wirklich Mitglieder sind, ist unklar. Es müssen schließlich alle 30 Bündnispartner zustimmen – und bislang stellt sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan quer. Dass Ankara damit Moskau einen Gefallen tun will, ist aber fraglich. Wahrscheinlich will sich Erdogan seine Zustimmung in Form von Waffendeals mit den USA entlohnen lassen. Yahooist Teil der Yahoo Markenfamilie. Am Ende dürfte dem Nato-Zuwachs aber nichts im Wege stehen. In Moskau, so wirkt es zumindest, ist die anfängliche Wut über die Erweiterungspläne einem halblauten Schmollen gewichen: Wo im Kreml noch vor wenigen Tagen von einem "schwerwiegenden Fehler mit weitreichenden Folgen" (Vize-Außenminister Sergej Rjabkow) gesprochen oder gar mit einer "entsprechenden symmetrischen Antwort" (Kreml-Sprecher Dmitri Peskow) gedroht wurde, ist es nun erstaunlich ruhig geworden.
Denn der als Blitzsieg eingeplante Überfall auf die Ukraine hat sich als totales Fiasko entpuppt: erst wirtschaftlich, dann militärisch und mit dem geplanten Familienzuwachs der Nato endgültig auch sicherheitspolitisch. Schließlich hatte Putin neben der absurden Behauptung, die Ukraine entnazifizieren zu wollen, eine drohende Einengung Russlands durch den Westen als Rechtfertigung für die "Militärischen Spezialoperationen" angegeben. Dass Ziel Nummer Zwei inzwischen passé ist, dürfte es dem Kreml-Chef im Fall eines wie auch immer gearteten Waffenstillstands mit der Ukraine schwer machen, die Invasion im eigenen Land als Sieg zu verkaufen – und den braucht er, um politisch zu überleben. Schwedischer armee rucksack mini. Ganz zahnlos ist das Kreml-Knurren deswegen aber nicht. Auch wenn sich die jahrelang verfolgte Strategie des Westens, Russland im Zaum zu halten, indem man auf eine Osterweiterung der Nato verzichtet, als grundlegend falsch erwiesen hat: Das Regime Putin dadurch zu provozieren, ist buchstäblich ein Spiel mit dem Feuer.
In diesem Fall jedoch eines, das nötig ist. Quellen: " Politico "; " CNBC ", " Vox "; mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP #Themen Nato Finnland Kreml Russland Wladimir Putin Moskau Ukraine Beitrittsantrag Partner Ostsee Europa Recep Tayyip Erdogan Ankara USA Sergej Rjabkow Dmitri Peskow Militär Arktis Ben Hodges