Denn mit "Hair" hat sich das Alte Schauspielhaus kein Musical im klassischen Sinne vorgenommen. "Hair" – mit Texten von Gerome Ragni und James Rado und der Musik von Galt MacDermot – ist letztlich sogar ein Anti-Musical. Altes schauspielhaus stuttgart vater university. Es wollte nicht nur erzählen, wie die Hippies gegen die Konventionen ihrer Zeit protestieren, sondern auch in der dramaturgischen Gestaltung an den Theatertraditionen rütteln. Anstelle von Hauptfiguren sollte das Kollektiv im Vordergrund stehen, diese kunterbunte Schar junger Sängerinnen und Sänger, deren Markenzeichen die langen Haare sind: "Hair" feiert das Lebensgefühl der Hippies. "Hair" lebt von der Musik – und feiert das Kollektiv Ganz kommt auch diese Geschichte freilich auch nicht ohne zentrale Figuren aus – und natürlich sind es junge Männer: der charismatische Freigeist Berger (Dennis Weißert), der im Alten Schauspielhaus auch mal die Zuschauer in der ersten Reihe anpumpt – "Haste mal bisschen Kleingeld? " Und dann ist da noch der verträumte Claude (Fin Holzwart), der sich zu den Hippies hingezogen fühlt, aber in den Vietnamkrieg ziehen soll.
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Peter Kempkes (li. ) als David Ben Gurion und Ernst Wilhelm Lenik als Konrad Adenauer in "Blutgeld" Foto: Tom Philippi Das Alte Schauspielhaus bringt den schwierigen Anfang der deutsch-israelischen Beziehungen auf die Bühne – überdicht, aber sehenswert. Am Freitag feierte "Blutgeld" in Stuttgart Premiere. Stuttgart - 1951 steht der Junge Staat Israel kurz vor der Pleite, im Hafen von Haifa kann mangels Devisen bitter benötigter Weizen nicht abgeladen werden. Der einzige Ausweg: Von Deutschland, dem Land der Täter, Entschädigung fordern. Dieser Vorschlag von Ben Gurion, dem ersten Staatschef Israels, stößt auf erbitterten Widerstand: "Statt Rache zu nehmen, betteln wir um Almosen", werfen ihm seine Widersacher entgegen und beschimpfen ihn als "Verkäufer des Blutes unserer Mütter und Väter. Altes schauspielhaus stuttgart vater mit. " "Blutgeld – Adenauers Weg" heißt das Stück betitelt, das der israelische Autor Joshua Sobol fürs Alte Schauspielhaus geschrieben hat, wo es am Freitag uraufgeführt wurde. Die Gräben, die der Konflikt zwischen Gegnern und Befürwortern des Abkommens verursacht hat, sind nach Sobol in der Gegenwart noch spürbar.
Projektionen erinnern Andy Warhols Suppendosen Der Regisseur Klaus Seiffert setzt auf Projektionen, weshalb die Bühne (Barbara Krott) sehr pragmatisch gestaltet ist mit Rückwand und flexiblen Seitengassen, die mal zur Blumenwiese, mal zum Gräberfelder werden. Bunte Farbspiele werden eingeblendet, Andy Warhols Campbell-Suppendosen oder ikonische Fotografien aus dem Vietnamkrieg. Ein kunterbuntes Sammelsurium, das die alten Zeiten heraufbeschwört, als in Amerika der Rassismus noch alltäglich war und den Menschen bei ihrer Lebengestaltung wenig Spielräume zugestanden wurden, weshalb die jungen Leute nun trotzig verkünden: "Ich mache nichts für Geld, nur was mir gefällt. " Heute würden Eltern ihre Kinder darin vermutlich sogar noch bestärken. Der Regisseur Klaus Seiffert schlägt immer wieder Bögen in die Gegenwart. Premiere im Alten Schauspielhaus: „Willkommen“: Soziales Gewissen im Partymodus - Kultur - Stuttgarter Nachrichten. Bei einer Demonstration steht auf den Plakaten nicht nur "Love not war", sondern auch " Oben bleiben " und "Flüchtlinge willkommen". Der Aussteiger Berger sitzt am Laptop, gleichzeitig scheppert aus einem uralten Kassettenrekorder "We shall overcome".
Mit Schillers "Don Carlos" beginnt Manfred Langner am 24. September seine Intendanz am Alten Schauspielhaus. Jens Pesel inszeniert das Drama als temporeichen Politthriller. Stuttgart - Mit Friedrich Schillers "Don Carlos" beginnt Manfred Langner seine Intendanz am Alten Schauspielhaus. Am 24. September erlebte man außerdem einen ziemlich verzogenen Prinzen und eine starke Königin. Diesem Don Carlos würde niemand eine Armee anvertrauen, nicht mal ein Vater mit einem heiß liebenden Herzen. König Philipp, der harte Herrscher, sowieso nicht. Ticketshop | THEATERstuttgart - Venue - Altes Schauspielhaus. "Dies Amt will einen Mann und keinen Jüngling", sagt er und schickt Herzog Alba los, um die aufständischen Niederländer zur Räson zu bringen. Son Carlos schmollt, weil er nicht Krieg spielen darf, haut er mit den Fäusten auf den Boden wie ein Kleinkind. Jens Pesel macht in seiner Inszenierung von Friedrich Schillers "Don Carlos" zum Saisonstart am Alten Schauspielhaus klar: Der Infant von Spanien ist kein strahlender Held. Er ist ein von der Situation überforderter und verzogener junger Mann, die Härte des Vaters dagegen ist eine nur mühsam antrainierte.
Carlos' James-Dean-Lederjacke erinnert daran, dass der Knabe zwar rebellisch ist, aber eben auch unter einem Vaterkomplex leidet. Die politischen Pläne seines freiheitsliebenden Freundes Marquis von Posa und seiner Stiefmutter Elisabeth - sein verständnisloser Blick zeigt es - ahnt er mehr, als dass er sie versteht. Wirklich interessiert ist er nur an sich selbst, seiner Leidenschaft, er suhlt sich in Selbstmitleid, weil der Vater ihm die Braut Elisabeth weggeschnappt und geheiratet hat. Man hätte dem jungen Schauspieler gewünscht, dass sein Regisseur ihn nicht zu diesem überdeutlichen Spiel animiert hätte. So wird es unfreiwillig lustig, wenn er wild über Elisabeth herfällt, mit den Armen fuchtelt und mit Pathos seine Leidenschaft kundtut. Marcus Ganser | Schauspielbühnen Stuttgart. Abgesehen von dem anfänglichen hochtourigen Wüten überzeugt Jens Woggon ebenso wie das restliche Ensemble mit differenzierter Figurencharakterisierung. Wenn er mit Herzog Alba (Dirk Waanders) streitet, spielt er mit knappen Gesten an, dass er in hochfahrenden Herrschaftsgesten ebenso geübt ist wie sein Vater (Pavel Fieber), dessen Despotismus er doch so verachtet.