Die neue "Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen", Klara Geywitz, gehört nicht zu denen, die man aus dem Fernsehen kennt. Obwohl eine Vertraute des Kanzlers, die sich mit ihm 2019 um die Parteiführung der SPD bewarb, wird sie nicht alle naselang interviewt oder zu Talkshows eingeladen. Und wenn man sie schon einmal zu Gesicht bekommt, fällt vor allem auf, dass sie spricht, ohne die geschlossenen Lippen zu bewegen. Statt dass sie redet, redet es aus ihr. So auch vor wenigen Tagen, als sie prophezeite, die neue Bundesregierung werde sich verstärkt um die Schaffung bezahlbaren Wohnraums kümmern, und zwar in Windeseile. 400. 000 neue Behausungen pro Jahr würden angestrebt. Um das Ziel zu erreichen, wolle man Städte, Gemeinden und Dörfer bei der Erschließung von Bauflächen unterstützen. Seite 2 - „Deutschland spricht“: Verständnis für Proteste gegen Corona-Maßnahmen. Dass dafür viele Gewerbegebiete zu Wohngebieten umgewidmet werden müssten, weiß jeder, der sich am eigenen Wohnort umschaut. Beides darf sich in Deutschland gegenseitig nicht durchdringen.
Doch abgesehen von der Musik und davon, daß hier mit Ausnahme des Pianisten ausschließlich dunkelhäutige Personen agieren, ist ein ausschließlicher Südafrika-Bezug eigentlich nicht auszumachen. Prügelcops à la Romeo Castellucci (sein Stück "Bros" lief parallel im Kleinen Haus) sind hier an diesem Abend nicht unterwegs. Eher fühlt man sich konfrontiert mit der Tragik des Menschseins an sich, egal wo auf diesem Planeten. Wolfgang geil architekten. Unverwechselbare Stilmittel Kentridge, in diesem Punkt gleichen seine Arbeiten denen etwa von Robert Wilson und manchen Tanztheatern, arbeitet mit einem großen Bauchladen unverwechselbarer Stilmittel, zu denen – natürlich – seine gezeichneten und häufig animierten Bildvorlagen auf "gebrauchtem" Papier gehören, scherenschnitthafte Gestalten, archaische Megaphone, Hochsitze und ein bißchen Zahnrad- und Kettentechnik hier und da. Oft auch kennzeichnet seine Arbeit durchgängige Bewegung, wie es exemplarisch bei der Ruhrtriennale 2019 im Stück "The Head and the Load" zu erleben war, wo eine nicht endende Figurenkarawane als Projektion und Schattenspiel über die Bühne zog.
Eingefleischte Kentridge-Fans – doch, doch, die gibt es! – haben das in Recklinghausen vermißt. Ungewöhnlicher Start Letztlich ist es erstaunlich, daß die Ruhrfestspiele 2022 mit einem Gesamtkunstwerk wie "Sibyl" beginnen, traditionell hätte es eher in die Jahrhunderthalle gepaßt. Doch warum nicht? In den nächsten Tagen geht es vergleichsweise traditionell weiter. In "Annette, ein Heldinnenepos" (ab 12. Mai) begegnen wir in der Titelrolle der wunderbaren Corinna Harfouch, und "Eurotrash" (ab 20. Architektenkammer Niedersachsen: Architekten Profil. Mai) mit Angela Winkler und Joachim Meyerhoff wird ein Theaterfest. Da hat das Programmbuch nicht übertrieben. Wahrscheinlich ist alles ausverkauft. Trotzdem, für alle Fälle, die Termine: "Annette, ein Heldinnenepos": 12., 13., 14. Mai "Eurotrash": 20., 21., 22. Mai Tel. 02361 / 92180
Im reinen Wohngebiet ist die Ansiedlung von Gewerbe untersagt. Im unmittelbaren Umfeld von Firmen, kleineren und größeren, oftmals Handwerksbetrieben und Handelsunternehmen, dürfen keine Wohnimmobilien entstehen. Auf der Suche nach dem Schicksal – „Sibyl“ von William Kentridge bei den Ruhrfestspielen. Da Frau Geywitz aber nicht vom Fach ist, sondern Politologin mit dem Parteibuch der Sozialisten, steht sie nicht an, den Gemeinden zu versprechen, man werde "bei den komplizierten Planungen helfen", kurzum, Mittel und Wege finden, bestehende Gesetze taktisch zu modifizieren. Stockwerk für Stockwerk Auch wenn es darum geht, das Tempo des Bauens zu erhöhen, ist die Ministerin nicht um Einfälle verlegen. Ihr Zauberwort heißt "serielles Bauen": "Module", Wände, Decken, Balkone, Bäder und Toiletten sollen industriell in Serie vorgefertigt werden, um sie dann an jedem Standort auf eine gegossene Bodenplatte stellen und verschrauben zu können, Stockwerk für Stockwerk. Ganz neu ist das nicht, vielmehr eine Rückkehr zur "Platte", mit der die DDR schon vor einem halben Jahrhundert ihr Wohnungsproblem zu lösen dachte.