6 Wochen Zeit, bevor er das Licht der Welt erblickte. Somit war er noch unterwegs, als seine Großtante von mir und meiner Erinnerungsschneiderei erfuhr. Sie hatte die spontane Idee, dem Baby zur Geburt eine Patchworkdecke von seiner zukünftigen Familie schneidern zu lassen. So machte sich die besagte Großtante auf den Weg und klapperte sämtliche Familienmitglieder ab. Jedes sollte etwas zur Patchworkdecke beisteuern, am besten Lieblings- oder Erinnerungsstücke aus dem jeweiligen Kleiderschrank. Sie fuhr von Pontius nach Pilatus, telefonierte, organisierte und blieb hartnäckig, bis auch das letzte Mitglied der Familie etwas rausrückte. Nachdem sie alles beisammen hatte, schleppte sie außer Atem alles in einem prall gefüllten großen Sack zu mir in die Erinnerungsschneiderei. Alte Kleidung: Das alte Kleidungsstück als Erinnerungsstück präsentieren · Dlf Nova. Ich staunte nicht schlecht, als wir den Inhalt ausschütteten. Die unterschiedlichsten Textilien aus den verschiedensten Materialien breiteten sich vor mir aus. Ich entdeckte Küchenübergardinen, Blusen, eine Lederhose, einen Kissenbezug, T-Shirts, Herrenhemden, Sport-Trikots, Jeanshosen, einen Frotteehandschuh und vieles mehr.
Wir bewahren alte Kleidungsstücke auf, weil sie uns an einen bestimmten Menschen oder Moment erinnern. Oft versauern sie dabei in Kleiderschränken oder Kisten. Stattdessen können wir sie zu einem Objekt der Erinnerung machen, sagt Textilwissenschaftlerin Annette Hülsenbeck. Manche Kleiderschränke scheinen pragmatisch: Sie beinhalten ausschließlich Kleidung, die wir tagtäglich tragen. Andere Kleiderschränke hingegen sind wie Schatztruhen: In ihnen bewahren wir das eine T-Shirt auf, das uns an das erste Date von damals erinnert oder das Sommerkleid, das noch nach dem letzten Strandurlaub riecht. Trost zum Anfassen - Herz & Stich | Erinnerungsstücke aus der Kleidung von Menschen, die von uns gegangen sind. Mit Liebe handgenäht und so einzigartig, wie ihre Geschichte.. Tragen möchten wir diese alten Kleidungsstücke nicht mehr, weil sie beispielsweise zu klein oder löchrig sind, weggeben ist aber auch keine Option. Denn: Die Kleidungsstücke sind zu Erinnerungsstücken geworden. Das Kleidungsstück als abwesender Körper Ähnlich wie Fotos lassen sie uns an bestimmte Situationen erinnern. Und das macht es eben für einige Menschen schwer, sich von ihnen zu trennen, sagt Textilwissenschaftlerin Annette Hülsenbeck von der Universität Osnabrück.
Erinnerungen kann einem niemand nehmen. Wie viele Jahre auch vergehen mögen, manche Augenblicke oder Menschen haben für immer einen Platz im eigenen Herzen. Und selbst wenn sie etwas verblassen, können Erinnerungsstücke helfen, von alten Empfindungen und Gefühlen den Staub der Zeit abzustreifen. Genau das möchte die Britin Mary MacInnes mit ihren "Memory Bears" erreichen. Hier sind emotionale Geschichten, die dich wirklich inspirieren. (Zum Artikel nach unten scrollen. ) Die 22-jährige Unternehmerin hatte vor sechs Jahren zunächst Nähen im Bereich der Brautmode gelernt und später Mode studiert. Ihren ersten "Erinnerungsbären", der immer aus markanten Kleidungsstücken des Verstorbenen besteht, hat sie für einen Freund angefertigt. Eigentlich war das als einmaliger Gefallen gedacht, doch sehr viele Nachfragen haben sie zum Umdenken bewogen. Obwohl die Arbeit auch seelisch belastend ist – einmal schneiderte Mary unter Tränen zwei Bären für die Töchter eines unheilbar kranken Mannes – möchte sie ihren Kunden diese ganz besonderen Erinnerungsstücke nicht vorenthalten: 1.
© Deutschlandfunk Nova | Ann-Kristin Pott Necal hält einen Pulli von den Toten Hosen in der Hand "Mein Freund hat Gefallen an dem Pulli gefunden und ihn immer getragen, obwohl das Teil eigentlich nicht mehr tragbar war. Nach unserer Beziehung habe ich ihm gesagt, dass er alles behalten könne außer den Pullover. " Necla erinnert sich an die Zeit, als ihr Tote-Hose-Pulli noch tragbar war. Um dem Erinnerungsstück einen Platz in den Tiefen alter Kisten zu ersparen, rät Annette Hülsenbeck dazu, alte Shirts, Kleider und Co. einzurahmen und ähnlich wie Kunstwerke zu präsentieren. Als platzsparende Alternative empfiehlt sie, ein Foto von dem Kleidungsstück zu machen und es anschließend wegzugeben. Fühlen, riechen, erinnern Für Ana hingegen ist gerade die Haptik entscheidend, wenn es um das Erinnern geht. "Den Stoff zu spüren, die Form, die Größe – das ist wie beim Riechen, da fühlt man sich in die Kindheit zurückversetzt. Die Haptik spielt eine große Rolle für die Erinnerung", erklärt sie. © Deutschlandfunk Nova | Ann-Kristin Pott Ana schaut sich ihre Erinnerungsstücke an