Nicht nur um die richtigen Schrittfolgen und die perfekte Gestik geht es Heike Lechler, der Leiterin des Studios für Tanz und Theater im Taubertal – nein, ganz generell möchte sie ihren Schülerinnen und Schülern die Künste näher bringen. Wie gerufen kam da die Frankfurter Ausstellung unter dem Titel "Picasso und das Theater". Foto: FOTO Inge Braune | Die Röttinger Tanzmäuse in der Frankfurter Kunsthalle Schirn. Hier konnten sie ausprobieren, wie Picasso einst mit dem langen Stabpinsel Bühnenbilder gestaltet hat. Picasso – dass der spanische Künstler eine blaue und eine rosa Phase hatte, mit dem Kubismus eine Stilrichtung entwickelte, die auch das Portrait irritierend verfremdet, sowohl von vorn als von der Seite zeigt, das weiß man eigentlich. Theaterserie: Pablo Picasso: Taubenschwärme gegen Gewehrkugeln. Dass Picasso aber auch mit seinen Bühnenbildern Furore machte, ja, dass er sogar Kostüme für Tänzer entwarf, das geht in der allgemeinen Wahrnehmung leicht verloren. Kann man Kindern – die meisten Lechler-Schüler sind im Grundschulalter – Picasso wirklich nahe bringen?
Von den ursprünglichen Choreografien existieren oft nur wenige schwarzweiße Fotografien. Dennoch ist es der Schirn gelungen, einen wichtigen Teil dieser Fotografien, erhaltenen Skizzen und Entwürfe – die Picasso glücklicherweise selbst in seinem Besitz bewahrt hat – zusammenzuführen. Erstmals in Deutschland wird Picassos spektakulärer Bühnenvorhang für das Ballett "Mercure" gezeigt. Die Schau präsentiert darüber hinaus Gemälde und Zeichnungen, die einen faszinierenden Einblick in Picassos künstlerische Auseinandersetzung mit der Bühne eröffnen und zeigen, wie er für jede der Produktionen eine jeweils neue und höchst eigenwillige Lösung erfand. Die Ausstellung stellt diese Arbeiten immer wieder auch in den Kontext von Werken, die im Umfeld der Bühnenvorhaben entstanden sind. Picasso und das Theater | Klassische Moderne | Hatje Cantz Verlag. Sie veranschaulicht so auch die untrennbare Verknüpfung von Picassos Theaterarbeiten mit seinem übrigen Werk. Die Beschäftigung mit den Bedingungen der Bühne und den Ausdrucksformen der spezifischen Darstellungsweise erwiesen sich für den Künstler als dankbarer Ausgangspunkt für vielfältige Experimente.
P aris, im Zweiten Weltkrieg. Die Wehrmacht hat die Stadt besetzt. Pablo Picasso schreibt innerhalb von drei Tagen ein surrealistisches Drama in sechs Akten, datiert auf den Zeitraum vom 14. bis 17. Januar 1941. Der Titel des Stücks: "Wie man Wünsche beim Schwanz packt". Welche Wünsche sind gemeint? Wer wünscht sich was in diesem Stück mit zehn Rollen, die allesamt so seltsame Namen tragen wie "die Torte", "die Gardine", "das Schweigen", "der Plumpfuß"? Unmöglich, bündig zu sagen, worum es geht. André Breton bescheinigt dem Autor, er habe eine Dichtung geschaffen, "wie es sie vordem nicht gegeben" habe und findet für ein Stück, das sich nicht auf einen Nenner bringen lässt, ein Bild, das prägnant, aber auch rätselhaft ist: "Diese Dichtung ist wie ein Theater in einem Ohrring". Daran, dass die Surrealisten das Theater als Kunstform nicht besonders liebten, kann allerdings auch Picasso nicht viel ändern. Zwei Mann, ein Schwein Die Uraufführung lässt umständehalber auf sich warten. Deutsche Truppen paradieren vor dem Triumphbogen, die Gestapo treibt ihr Unwesen, Ernst Jünger beginnt sein erstes Pariser Tagebuch am 18. Picasso und das theater berlin. Februar 1941, einen Monat also, nachdem Picasso sein Stück beendet hat.