Leben, denke ich manchmal, heißt Staunen. S. 205 Die Unvollkommenheit der Liebe handelt von Lucy Barton: der Tochter, Mutter, Ehefrau, Schriftstellerin. In Anekdoten erfährt der Leser von ihrem Weg aus der Kleinstadt Amgash in die Großstadt New York, wie sie sich ihren Traum, Schriftstellerin zu werden, erfüllt hat, und von ihrer Beziehung zur Familie, insbesondere zu ihrer Mutter, die es einfach nicht schafft, ihrer Tochter zu sagen, dass sie sie liebt. Der Roman beginnt mit der Erinnerung an einen Krankenhausaufenthalt Lucys Mitte der Achtzigerjahre, der länger dauerte als gedacht. Nachdem sie bereits drei Wochen im Krankenhaus verbracht hatte, taucht ihre Mutter auf. Ich hatte meine Mutter viele Jahre nicht gesehen, und ich musste sie immerzu anschauen; sie sah so verändert aus, aber ich hätte nicht sagen können, warum. 11 Dieses Ereignis ist der Anlass für die Geschichten von ihrer Kindheit und Jugend in Amgash in Illinois. Die Themen Beim Lesen musste ich unwillkürlich an einen der bekanntesten Romananfänge der Weltgeschichte denken: "Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich. "
Preis ab 10, 00 € * Versandkosten ab 0, 0 € EAN: 9783442716579 Merkzettel Berichten Sie über das Produkt Beschreibung Als die Schriftstellerin Lucy Barton längere Zeit im Krankenhaus verbringen muss, erhält sie Besuch von ihrer Mutter, die sie jahrelang nicht mehr gesehen hat. Zunächst ist sie überglücklich. Doch während sie der Stimme ihrer Mutter lauscht, die ihr Geschichten von den Leuten aus der Heimat erzählt, während Mutter und Tochter ein neues Band zu formen scheinen, kommen Erinnerungen wieder hoch, die sie längst hinter sich gelassen zu haben glaubte... Elizabeth Strouts Roman ist ein psychologisches Meisterstück, zutiefst menschlich und berührend. Er erzählt die Geschichte einer Frau, die trotz aller Widrigkeiten ihren Weg geht, eine Geschichte über Mütter und Töchter und eine Geschichte über die Liebe, die, so groß sie auch sein mag, immer nur unvollkommen sein kann. Artikelname Shop Die Unvollkommenheit der Liebe Shop besuchen Ähnliche Artikel Die Liebe der Väter Wenn ein Vater um seine Tochter kämpft Peter hat eine Tochter, aber das Sorgerecht für sie hat er nicht.
Annika war zwei, als er und ihre Mutter sich trennten. Seitdem gerät jede elterliche Absprache zum Machtkampf um die inzwischen Dreizehnjährige.... Die Liebe und ihr Henker Als die über siebzigjährige Thelma ihrem Therapeuten erzählt, daß sie heillos verliebt sei, glaubt diese zunächst an eine harmlose Marotte. Dann bemerkt er, daß die Liebe Thelmas zu ihrem früheren Therapeuten extrem obsessiv nnend wie... In Liebe, Agnes Seine großen Romane in neuer Ausstattung! Ein Dreiecksverhältnis, das tödlich endet: Agnes und Henny sind alte Schulfreundinnen, die sich Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben. Auf der Beerdigung von Agnes Mann treffen sie sich wieder. Zögerlich beginnen...
Am Ende wird sie gescheitert sein. Lucy strahlt mit ihrer sanften Leuchte durch ihr Leben, in dem Bücher die beste Waffe gegen das Alleinsein stellten. In dem es immer um Ausgrenzung ging. Immer ums Überwinden der Einsamkeit, ums Dazugehören, ums Zulassen und Erzählen von Gefühlen, um Wahrhaftigkeit. Lucy Barton kann nicht schreiben Nazis kommen vor, Albträume aus dem Holocaust, und Aids, Missbrauch, Heimat und New York und – als man schon anfing ihn zu vermissen – der 11. September. Lucy erzählt, als säße sie in der Krankenhaus-Cafeteria beim Filterkaffee neben einem. Was natürlich so nicht sein kann. Aber Sätze erklärt, die halt so sind: "Ein Hotelzimmer kann etwas Trostloses sein. Mein Gott, kann es trostlos sein. " Oder Weisheiten von diesem Schlag enthalten: "Leben, denke ich manchmal, heißt Staunen. " Ist halt Lucy Bartons Geschichte. Die Bücher von Lucy Barton, die diese Geschichte vermutlich wieder und wieder erzählen, gibt es naturgemäß nicht. Und irgendwie ist man am Ende dieses Lebensberichts, dieser tragisch verbauten Frauenseele ziemlich überzeugt davon, dass das wahrscheinlich auch ganz gut so ist.
Die Geschichte hat mich tief berührt, sie geht unter die Haut. Sehr sanft und empathisch hat Katharina Lindner die Leserschaft an die Auflösung der sehr emotionalen Handlung herangeführt. Es geht um die Verletzung des Urvertrauens, um unsichtbare Narben, die immer wieder aufbrechen, es geht um eine verletzte Seele, deren Schreie man nicht hört, weil sie stumm bleibt und es geht um ein Trauma, dessen Ursprung in der Opferrolle einer jungen Frau liegt, die daran gewöhnt ist, zu tun, was andere ihr nahelegen, manchmal sogar befehlen. Es geht auch um fehlende Wertigkeit, um fehlende Achtung, fehlenden Respekt in der Partnerschaft, in welcher die anfängliche Liebe plötzlich in Prestige, Anerkennung im Außen und finanzielle Sicherheit wechselt. Wenn das Ganze eskaliert, kann es passieren, dass man sich zwischenmenschlich von seinem bisherigen seinem sozialen Umfeld entfernt, sich der Nähe derer entzieht, um Abstand zur ausstrahlenden Negativität zu erlangen. Die Leserschaft erlebt sehr nah eine junge Frau, die sich ihre ganz eigene Welt zusammenbaut, in welcher sie Achtung, Respekt, wahre Freundschaft, Anerkennung, Geborgenheit und Liebe erfährt.
William, Lucys Mann, hat sie angerufen, weil er selbst nur wenig Zeit finden wird, sich um Lucy im Krankenhaus zu kümmern. Der Krankenhausaufenthalt wird auf diese Art zur mit vielen Flashbacks garnierten Vergangenheitsbewältigung, wobei eigentlich nichts bewältigt wird – so funktioniert das mit der Vergangenheit ja auch nicht. Obwohl Mutter und Tochter viel reden und lange zurückliegende Ereignisse gemeinsam revuepassieren lassen, reden sie oft aneinander vorbei, will die Mutter auf bestimmte Fragen oder Themen einfach nicht reagieren, während Lucy, wie das sehr oft bei Missbrauchsopfern der Fall ist, die Schuld nach wie vor auch bei sich sucht, und selbst Jahre später noch nicht aus den seinerzeit etablierten Verhaltensmustern ausbrechen kann. Sie ist still, zurückhaltend, übermäßig dankbar, sensibel, aber auch aufmerksam und sehr klug. Die Mutter ist wie früher, möglicherweise einen Hauch toleranter, aber falsch gemacht sie ganz sicher nichts. Nie. Man verspürt beim Lesen den immer stärker werdenden Wunsch, ins Flugzeug zu springen, nach NY zu fliegen, in dieses Krankenhaus zu marschieren, die Frau am Kragen zu packen und ihr mal sehr, sehr ordentlich die Meinung zu sagen.