Bei alledem lässt der Maler diskret nur die Hände der beiden sprechen. Nicht Zuschauen und Worte sind gefragt, sondern spürbares, menschliches Dasein. Und Maria ist da für ihren Sohn, da - mit ganzem Herzen - bis unter das Kreuz. Rot und Grün verschmelzen ineinander: Wunde und Leben, Liebe und Hoffnung. Was beide zu trennen schien, das Kreuz, verbindet sie in Wahrheit auf ewig. Das Licht um ihr Haupt kündet es an. Gott des Lebens, wie schwer ist Abschied nehmen, Dinge, Menschen loslassen können, alles ganz in deine Hände legen. Jesus und Maria gingen uns voraus. Ihr Kreuzweg zeigt uns den Weg: Unabänderliches anzunehmen versuchen, füreinander spürbar da sein wollen, an Liebe glauben über den Tod hinaus, uns in deiner Hand geborgen wissen. So kann uns nichts mehr trennen von dir, unserem Gott, auch nicht von Menschen, die wir innig lieben. Liebe wird nämlich nicht sterben, weil du, unser Gott, die Liebe bist. Text: Theo Schmidkonz SJ Bild: Sieger Köder, Jesus begegnet seiner Mutter. Wasseralfinger Kreuzweg Sieger Köder 3. Januar 1925 geboren in Wasseralfingen 1947 bis 1951 Studium an der Kunstakademie Stuttgart 1954 bis 1965 Kunsterzieher in Aalen 1965 bis 1970 Studium der Katholischen Theologie in Tübingen und München 1971 Priesterseminar in Rottenburg, Priesterweihe Von 1975 bis 1995 Pfarrer in Hohenberg und Rosenberg 1985 Ehrentitel »Monsignore« von Papst Johannes Paul II.
Beschreibung Für die Pfarrkirche St. Nikolaus hat Sieger Köder diesen Kreuzweg 1997 gemalt. Die Kreuzwegbilder verbinden die Leiden und Hoffnungen der Menschen in Europa und in den Ländern der sogenannten Dritten Welt mit dem Leiden Jesu. Das beigegebene Kreuzwegbüchlein erschließt die einzelnen Bilder und enthält Gebetstexte, zugehörige Bibelstellen und Liedvorschläge.
Sieger Kder gibt dem Bild eine andere Perspektive: Simon trgt das Kreuz Seite an Seite mit Jesus. Beide befinden sich auf Augenhhe. Ihre Kpfe berhren sich. Die Gesichter hneln sich. Die vier Hnde, die zu sehen sind, halten und umfassen. Simon und Jesus haben den Kreuzbalken auf ihre Schultern genommen. Mit je einem Arm halten und umfassen sie oben den Stamm, die gemeinsame Last, die auf ihnen liegt. Mit dem anderen Arm umfasst der eine von hinten und seitlich den anderen. Es ist wie eine Umarmung von hinten, die beide eng miteinander verbindet. Im gemeinsamen Tragen sind sie fast eins miteinander. Sie wirken wie zwei Brder, einander vertraut. Augen Nase, Mund, Bart einer wie der andere zum Verwechseln hnlich. Nur Simon im blauen Gewand hat eine dunklere Hautfarbe. Jesus mit dem roten Gewand trgt Spuren von Folter im Gesicht. Die beiden schauen den Betrachter an. Die Augenpaare sind auf uns, auf mich gerichtet. Es ist als wollten sie fragen: Und Du? Wie sieht es aus mit deiner Solidaritt?
Ein Mann ist auf dem Heimweg. Er kommt von der Feldarbeit. Man kann sich vorstellen, dass er mde ist und Hunger hat: Simon von Cyrene. Cyrene ist das heutige Tripolis in Nordafrika. Also ein Auslnder? Ein Mann mit Migrationshintergrund? Ein Wirtschaftsflchtling? Seinen Weg kreuzen Menschen, die aus der Stadt zur Gerichtssttte hinaufziehen. Darunter einer, der einen schweren Kreuzesbalken schleppt und von einem Trupp Soldaten bewacht wird. Eigentlich geht Simon die Sache nichts an. Eigentlich will er auch nichts damit zu tun haben. Eigentlich will er so schnell wie mglich nach Hause. Aber die Solda ten rufen ihn und zwingen ihn, Jesus das Kreuz tragen zu helfen. Er muss, ob er will oder nicht. Widerwillig und verrgert packt er zu. Es bleibt ihm nichts anderes brig. Nun tragen sie gemeinsam das schwere Holz. Auch wenn Simon nicht freiwillig hilft, so macht er durch sein Mittragen die Last fr Jesus doch leichter und ertrglicher. Sieger Kder hat die Szene nicht so ins Bild gebracht, wie sie sonst meistens dargestellt ist: Simon vor oder hinter Jesus.
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