Sah nicht schön aus, vertrieb aber die Zeit. So kann man es bei "Lars – Der Agenturdepp" auch sehen. Nur, dass man nicht selber zum Stift greifen muss. Dabei schafft Andre Lux aber tatsächlich das Kunststück, dass man den Figuren, die wirklich nur aus einem Kreis und ein paar Strichen bestehen, ihre Emotionen ansieht. Kleine Details wie Brille, Bart oder abstehende Haare sorgen für die (unbedingt) nötige Abwechslung. Den Rest erledigen die Dialoge. Immer wieder ertappte ich mich beim Schmunzeln, wie Lux die scheinbar perfekte Möchtegern-Medien-Welt mit schludriger Optik herrlich durch den Kakao zieht. Kwimbi | Lars – Der Agenturdepp – André Lux. Hier zeigt sich die komplette Palette zwischen Schein und Sein. Wenn zwischen Sushi und laktosefreiem Quark über Usability-Verbesserung, Work-Life-Balance und Deadlines philosophiert wird, schwillt nicht nur Lars der Kamm und man möchte die selbsternannten Dreitagebart-Hipster am liebsten mit einem veganen Soja-Latte-Macchiato ersäufen, bevor man sie mit dem Schädel auf die Tastaturen ihrer MacBooks knallt und eine Trainingsstunde zur neuen Trend-Sportart Waterboarding einläutet!
Und: "Sie bringt auch einiges an Erfahrung mit aus ihrer Zeit bei coolsoft, netwurst-media,, quetschpowercomdiesel24, Prinzen & Ritter, kruschtdesign, schneider-bembel, Geheimtipp Neubulach, Rolli von Bölli, 123-Kingz und Warzio. " Ein klassischer Agenturlebenslauf halt. Nun weiß man als Außenstehender natürlich nicht genau, wie in kleinen crazy Agenturen wie netwurst-media gesprochen wird. Lars - Der Agenturdepp von Lux, Andre (Buch) - Buch24.de. Andre Lux lässt diese Agenturdeppinnen und -deppen zumindest in einem Ton miteinander plaudern, den man für treffend halten kann. Er ackerte auch selbst mal in so einem Laden. Dessen Alltag zwischen Marketingsprech und Zigaretten-Kaffee-Depression erzählt Lux in diesem kleinen Band mit harten Schnitten und dem Durchbrechen der vierten Wand. "Lars, der Agenturdepp" könnte auch das Story-Board für einen kurzweiligen Kurzfilm eines Agenturaussteigerprogammes sein. Wer die Komik der EF-Cartoons schätzt und nicht Dirk heißt, erfreut sich wohl ohnehin am Agenturdepp und an den vielen Egon-Foreverismen wie "Dirk!
"Manche Sachen habe ich einfach so erlebt. Der CEO, der an seinem Rechner hockt und man läuft dahinter vorbei und sieht, dass der gerade Skispringen guckt, das habe ich eins zu eins erlebt. Und manche Sachen habe ich auch einfach erzählt bekommen. Und das ist einfach so eine Mischung aus Fiktion und Realität und das was Fiktion ist, ist nicht so weit weg von dem was tagtäglich in der Agentur passiert. Lars der agenturdepp in english. " Höhepunkte dieser Geschichte sind die Motivationsansprachen der Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter gern bis 21 Uhr arbeiten lassen und Ihnen für ihre Selbstausbeutung den sozialen Aufstieg mit Eigentumswohnung im hippen Kiez versprechen – oder davon schwafeln, dass es allen Mitarbeitern zugutekommt, wenn es der Agentur gut geht. In den Gedanken der untergebenen Strichmännchen liest man dazu vor allem Aggressionen, ihre Gesichter lächeln. Das ist zeichnerisches Understatement, konsequent analog und urkomisch. "Wenn ich einem Kind sagst "so und so und so" und die Hälfte davon ist gelogen, dann checked das Kind das einfach, dann steht das Kind da und sagt: was willst Du mir da für eine Scheiße erzählen?