Drei Tage wach, das schlaucht. Hinzu kommen die Touristenhorden, die den Samstag Abend zum Kurz-vor-Amok-Trip machen. Zuflucht bietet die St. Pauli Kirche, in der Susanne Sundfør mit ihrem andächtigen Klavierspiel für tolle Momente jenseits des Kiezstress' sorgt. Los ging der Abend aber mit dem dänischen Duo Darkness Falls, das im Indra die Spot on Denmark Nacht eröffnet. Zwei Frauen, die eine an Bass und Keyboard, die andere am Mikro, verstärkt von Schlagzeuger und zwei Gitarristen. Das Duo will den Pop aufbrechen, gibt sich betont düster und irgendwo weht noch ein Hauch Americana her. Auf ihrem Ende Oktober erscheinenden Album klingt das ganz gut, live aber fehlt der Mitreiß-Faktor. Sängerin Josephine Philip besitzt zwar eine ausdrucksstarke Stimme, die aber kommt bei den aufgeweckteren Popsongs besser zur Geltung als bei dem Düster-Gefühlsdusel. Nebenan im Grünspann schläfern derweil Dear Reader ihr Publikum ein. Flotter geht es bei den Locas in Love zu. Pärchen verpisst euch keiner vermisst eucharistie. Die aber bespielen ihre Fans auch schon seit zehn Jahren, sind also erfahren genug, um in der kleinen Prinzenbar zu begeistern.
Am Frauentag (8. 3. ) erschien Rösingers nach einem Lassie Singers-Lied betitelte Buch "Liebe wird oft überbewertet", in dem sie die gesellschaftliche Verpflichtung zur Paarbeziehung für das Unglück der Welt verantwortlich macht. CM: Ist "Liebe wird oft überbewertet" dein Manifest? Christiane Rösinger: Die Kritik an der Zweierbeziehung und der Liebe an sich ist ja mein Lebensthema, das Buch ist also schon so etwas wie mein Manifest. Christiane Rösinger: Liebe wird oft überbewertet – CulturMag. Viele Texte der Lassie Singers haben sich mit diesem Thema beschäftigt, aber mir war immer klar, dass ich darüber mal ein Buch schreiben will, dass es mehr Prosa als Lyrik braucht. Hobbysoziologie hat mich schon immer interessiert, und eigentlich wollte ich einen nicht ganz ernst gemeinten Ratgeber schreiben, der "Wie schaffe ich es, möglichst lang allein zu bleiben" heißen sollte. Aber dann ist es doch ein Sachbuch geworden. CM: Bist du dir beim Schreiben manchmal selbst zu hart vorgekommen? Quelle: Homepage CR CR: Es hat etwas Therapeutisches, die eigenen Thesen zu formulieren und festzuschreiben – und ich will auch nichts zurücknehmen.
Netterweise fordert Sänger Björn Sonnenberg zum Zusammenrücken auf, damit die Leute, die noch im Gang stehen auch Platz finden. Zu eng ist es trotzdem. Aber nichts im Vergleich zur Molotow-Bar, wo später Me and My Drummer spielen. Das Duo aus Keyboard und Schlagzeug klingt vielversprechend, aber nach den ersten zwei Songs droht akute Enge-Gefahr. Pärchen verpisst euch keiner vermisst eucd.info. Also raus und sich etwas suchen, dass a) nicht zu viele Leute begeistern könnte und b) als Location angenehm genug ist, um sich mal hinzusetzen. Fündig werde ich in Angie's Nightclub, wo tiefe Sofas meinen Hintern verwöhnen und die Barkeeper Servietten unter der Astraflasche platzieren. Hier spielt Audra Mae und der Altersdurchschnitt des Publikums steigt auf 40+. Die Amerikanerin macht so richtig schönen Country-Folk, der mit dem Stetson wedelt und yiehah ruft. Aber irgendwie macht das Laune und eine Künstlerin, die aus dem Stand mit ihrem begeisterten Publikum interagiert als ein abgedroschenes "It's nice to be here" hören lässt, tut nach so vielen Bands, Eindrücken sammeln, rum rennen und sich durch Clubs schieben dringend not.