14. 07. 2016 Ein neues Verfahren lässt aus der Herzfrequenz von Infarkt-Patienten auf deren Lebenserwartung schließen. Das berichten Forscher der Technischen Universität München. Aus der Herzfrequenz lassen sich Rückschlüsse auf die Lebenserwartung eines Menschen ziehen. Ein Forschungsteam der Technischen Universität München (TUM) hat sich dazu einen Effekt zunutze gemacht, der zunächst paradox scheint: Leichte Unregelmäßigkeiten im Herzschlag weisen auf einen gesunden Körper hin. Eine klinische Studie belegt einen starken Zusammenhang zwischen diesem Phänomen und der Überlebensaussicht von Herzinfarktpatienten. 50 herzleistung nach herzinfarkt movie. Das neue Messverfahren könnte schon bald in Arztpraxen eingesetzt werden. Bei jedem Einatmen schlägt das Herz eines gesunden Menschen geringfügig schneller, beim Ausatmen wird es wieder langsamer. Grund dafür ist, dass beim Einatmen ein Effekt abgeschwächt wird, der das Herz normalerweise auf ungefähr 60 Schläge pro Minute im Ruhezustand herunterregelt. Dieses Phänomen ist unter der Bezeichnung respiratorische Sinusarrhythmie bekannt, übersetzt etwa: Durch Atmen ausgelöste Unregelmäßigkeit im Sinusknoten, also dem Nervenbündel, das dem Herz den Takt vorgibt.
Bei der Analyse der Herzfrequenzdaten half ein Algorithmus, den die Wissenschaftler bereits 2006 in einem Beitrag im Fachmagazin Lancet vorgestellt haben. Das Verfahren macht die respiratorische Sinusarrhythmie messbar, indem es - vereinfacht gesagt - andere Quellen für Variationen des Herzrhythmus aus den Daten herausrechnet, die innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gesammelt werden. Der Algorithmus bildet einen Mittelwert aus den Daten, der sich in einem Kurvendiagramm darstellen lässt. Hinweis auf Lebenserwartung nach Herzinfarkt: Internisten im Netz. "Durch unsere Methode wird unser Bild vom Funktionszustand des Körpers viel schärfer", betont Dr. Daniel Sinnecker, Erstautor der Studie. "Es gibt bisher keine andere Methode, die so spezifisch die vagale Funktion herausarbeitet. " Die vagale Funktion, also die Aktivität des Vagusnerves, ist unter anderem dafür verantwortlich, dass die Herzfrequenz bei gesunden Menschen wie oben erwähnt heruntergeregelt wird. Der Vagusnerv beeinflusst viele weitere Prozesse im Körper, seine Aktivität lässt sich jedoch nicht direkt messen.
Im Rahmen der Studie, die im Journal of the American College of Cardiology erschienen ist, wurden bei fast 950 Herzinfarktpatienten wenige Tage nach dem Infarkt Atemzyklus und Herzrhythmus gemessen. Daraus wurden Werte für die respiratorische Sinusarrhythmie abgeleitet. Die Testpersonen wurden fünf Jahre lang alle sechs Monate erneut untersucht. Das Ergebnis: Herzinfarktpatienten, deren Arrhythmie schwächer ausgeprägt war, liefen eher Gefahr, innerhalb des Beobachtungszeitraumes zu sterben. Bei den untersuchten Personen mit gering ausgeprägter Arrhythmie lag die Sterbewahrscheinlichkeit am Ende des Fünfjahreszeitraums fast fünf Mal so hoch, wie bei Menschen mit stärkeren atembedingten Unregelmäßigkeiten. 50 herzleistung nach herzinfarkt video. Aktuell laufen zwei weitere klinische Studien unter Mitwirkung der TUM, in denen die respiratorische Sinusarrhythmie bei verschiedenen Personengruppen untersucht wird. In einer von ihnen (EU-Cert-ICD) werden verschiedene Behandlungsstrategien bei Menschen mit Herzschrittmachern untersucht, die andere (INVADE) begleitet ältere Menschen mit und ohne Herzkrankheiten.
Die sozioökonomische Situation der Patienten spielt ebenfalls eine Rolle. Infarktpatienten, die sozial besonders schlecht gestellt waren, entwickelte mit um 27 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit eine Herzschwäche. "Solche Risikofaktoren zu kennen erlaubt uns, die erhöhte Gefahr in der Behandlung zu berücksichtigen", sagt Go. Verfall in Zeitlupe Noch längere Zeit nach dem Infarkt reagiert das Herz mit Umbauprozessen auf das Absterben von Herzmuskelgewebe. 50 herzleistung nach herzinfarkt berlin. Die Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin, aber auch Renin und Angiotensin II werden verstärkt ausgeschüttet. Die beiden Letzteren verengen die Gefäße – das stabilisiert den Kreislauf, bewirkt aber auf Dauer, dass weitere Herzzellen zugrunde gehen. Vorbeugend bei drohender Herzschwäche, aber auch im bereits erkrankten Zustand, ist es wichtig, gesundheitliche Risikofaktoren wie Diabetes oder Bluthochdruck möglichst optimal zu behandeln. Entscheidend ist aber auch ein gesunder Lebensstil, mit Verzicht auf Nikotin und übermäßigen Alkoholgenuss sowie eine gesunde Ernährung und regelmäßiger Bewegung.