Walter von der Vogelweide – ich saz ûf einem steine Ich saß auf einem Stein und überschlug meine Beine; daruf setzte ich den Ellenbogen; in meine Hand hatte ich das Kinn und eine Wange gelegt. So dachte ich mir, wie ich auf der Welt leben sollte: Keinen Rat konnte ich geben, wie man drei Dinge erwerben könne, ohne dass eines davon kaputt ging. Zwei von ihnen sind Ehre und Besitz, die dem anderen schaden tut, das dritte ist Gottes Gnade, die viel mehr wert ist als die anderen Zwei. Diese wollte ich gerne in einem Kästchen. Ja leider ist das nicht möglich, dass Besitz und weertliche Ehre und Gottes Gnade zusammen in ein Herz kommen. Weg und Steg sind ihnen genommen: Untreibenist im Gange, Gewalt währt auf der Straße; Friede und Recht sind schwer verwundet. Ich saß auf einem steine walther von der vogelweide unter der linden. Die drei haben keine Sicherheit bevor die zwei nicht gesund werden. C. P
Zwei Ding sind Ehr und zeitlich Gut, das oft einander Schaden tut, das Dritte Gottes Segen, den beiden überlegen: Die hätt ich gern in einem Schrein doch mag es leider nimmer sein, dass Gottes Gnade kehre mit Reichtum und mit Ehre zusammen ein ins gleiche Herz; sie finden Hemmungen allerwärts: Untreue liegt im Hinterhalt, kein Weg ist sicher vor Gewalt, so Fried als Recht sind todeswund, und werden die nicht erst gesund, wird den drei Dingen kein Geleite kund. Viel mehr als die ins Hochdeutsche übersetzte Variante gefällt mir allerdings das Original auf Mittelhochdeutsch. Darin kommt die Musik dieser Zeilen erst richtig zum Ausdruck. Allein das Reimpaar erwurbe-verdurbe ist großartig. Reichston (Walther von der Vogelweide, Cormeau Nr. 2) – MediaeWiki, das Mediävistik-Wiki. Ich saz ûf eime steine, und dahte bein mit beine, dar ûf satzt ich den ellenbogen; ich hete in mîne hant gesmogen daz kinne und ein mîn wange. dô dâhte ich mir vil ange, wie man zer welte solte leben; deheinen rât kond ich gegeben, wie man driu dinc erwurbe, der keines niht verdurbe. diu zwei sind êre und varnde guot, daz dicke ein ander schaden tuot; das dritte ist gotes hulde, der zweier übergulde.
Der Krieg ist der Hintergrund seines Spruches. Und auch das Wort Schutz gehrt in diesem Zusammenhang. Die Aufgabe des Knigs wre es, die Untertanen zu schtzen, und nicht, das Land mit Krieg zu berziehen. Das Reich ist krank; deshalb knnen Friede und Recht hier personifiziert nicht gesunden. DAS ZENTRALE THEMA Die Summe des Spruches ist in der letzten Langzeile zusammengefasst: Friede und Recht sind die Vorraussetzung fr die Verwirklichung eines Lebens, das vor des Welt und vor Gott wohlfllig ist. Ich saß auf einem steine walther von der vogelweide music. DIE AUSSAGEABSICHT Walther bleibt nicht bei der Klage ber den traurigen Zustand des Reiches stehen. Er fordert die Herrschenden auf, zu Frieden und Recht zurckzukehren. Nur dann knnten auch Menschen wieder zu einer inneren Ordnung finden. Innere und uere Ordnung bedingen sich gegenseitig. Dieses Referat wurde eingesandt vom User: corny_*huhu* Kommentare zum Referat Walther von der Vogelweide:
Je wieder in dasselbe Herz. stîg unde wege sint in benomen: Sie finden Hemmung allerwärts: untriuwe ist in der sâze, Untreu hält Hof und Leute, gewalt vert ûf der strâze: Gewalt fährt aus auf Beute, fride unde reht sint sêre wunt. So Fried' als Recht sind todeswund: diu driu enhabent geleites niht, diu Die dreie haben kein Geleit, die zwei zwei enwerden ê gesunt. denn werden erst gesund. 2. Ich hôrte ein wazzer diezen 2. Ich hört' ein Wasser rauschen und sach die vische fliezen, und ging den Fischen lauschen, ich sach swaz in der welte was, ich sah die Dinge dieser Welt, velt walt loup rôr unde gras. Ich saß auf einem steine walther von der vogelweide versek. Wald, Laub und Rohr und Gras und Feld, swaz kriuchet unde fliuget was kriechet oder flieget, und bein zer erde biuget, was Bein zur Erde bieget, daz sach ich, unde sage iu daz: das sah ich, und ich sag' euch das: der keinez lebet âne haz. Da lebt nicht eines ohne Haß. daz wilt und daz gewürme Das Wild und das Gewürme, die strîtent starke stürme, die streiten starke Stürme, sam tuont die vogel under in; so auch die Vögel unter sich; wan daz sie habent einen sin: doch tun sie eins einmütiglich: si dûhten sich ze nihte, sonst würden sie zu nichte; si enschüefen starc gerihte, sie schaffen stark Gerichte, si kiesent künege unde reht, Sie wählen Kön'ge ordnen Recht si setzent hêrren unde kneht.
Als Sterbeort nimmt Gerhard Wagner Herlheim im Landkreis Schweinfurt an, wo Walther den dortigen Bischofshof als Lehen inne hat. Nach seinem Tod wird er auf Weisung des Bischofs Hermann von Lodeburg nach Würzburg überführt und dort im Neumünstergang beigesetzt. Quellenverzeichnis: dtv-Atlas zur deutschen Literatur, München 2003 Der Steigerwald, 24. Ich saß auf einem Steine - Von Walther von der Vogelweide. Jahrgang, April 2004, Nr. 2 Bearbeitet von Guido Plener, TATO Oberschwarzach