Gott redet mit Mack zwar auch über sich, über ihre Beziehung zu einander und untereinander - aber der Spannungsbogen wird durch die in Mack aufgestaute Wut erzeugt. Wie konnte Gott das zulassen, was passiert ist? Warum? WARUM? Die hütte theologische kritika. Das hebt "Die Hütte" sehr wohltuend von den anderen Romanen ab: Das Buch ist keine theologische Spielerei, sondern eine dramatische und überaus ernsthafte Darstellung des Ringens Gottes um den verletzten Menschen (und umgekehrt). Dabei findet "Die Hütte" einen Weg in den Herzen jener Menschen, die - wie Mack - großes Leid erlebt und dabei den Zugang zu Gott verloren haben. Vorbei an ihren inneren Barrikaden gegen Gott, gegen Leiderklärung und auch gegen jede Sinnstiftung öffnet William Paul Young eine Hintertür im Menschen, durch die Frieden Einzug halten kann. Das macht "Die Hütte" zu einem idealen Geschenk für verbitterte, verhärmte oder - vor allem - traurige und trauernde Menschen. Natürlich ist es nicht ungefährlich, Gott über sich und die Welt reden zu lassen.
Etwas dramatischer wird es jedoch, wenn Youngs evangelikale Sicht auf die Mitwirkung des Menschen an seinem Heil Gott in den Mund gelegt wird. Dass die Zehn Gebote gar nicht zu befolgen sind, sondern nur dem Menschen zur Erkenntnis seines eigenen Unvermögens gegeben sind, ist typisch evangelikal - aber deshalb noch lange nicht richtig, auch wenn scheinbar Gott selbst es so sieht (Seite 234). Ob der Mensch nur vertrauen muss, oder auch mitwirken darf, ist eine Frage, die im Buche durchgehend einseitig (evangelikal) ausgelegt wird. In drei Passagen (Seite 204-210; 228-230 und nochmal 237) jedoch erliegt Young auf äußerst unangenehm Weise seinen evangelikalen Vorurteile (die zum Beispiel in "Schrei der Wildgänse" ein ganzes Buch füllt): Nämlich der Kritik an den religiösen Institutionen - an allen Religionen und all ihrem Tun. Natürlich: In jeder Religion oder Kirche finden sich auch Menschen, die ohne wahre Beziehung zu Gott leben. William Paul Young jedoch legt Gott die Aussage in den Mund, dass dort - in den Kirche und Religionen - niemals Wahrheit zu finden ist, weil dort keiner eine wirkliche Gottesbeziehung hat; und deshalb sind alle Antworten falsch, selbst wenn sie doch einmal richtig sein sollten... (Seite 229) Während Young Gott fast im ganzen Buch Mack beibringen lässt, dass man niemanden beurteilen darf - und schon gar nicht verurteilen - schafft es "Gott" nicht, sich den Religionen etwas differenzierter zu verhalten.