Innen war gut besetzt, an den Tischen wurde ausführlich gefrühstückt, und es war (wohl für eine Feierlichkeit) eingedeckt. Aber diese Leute waren mir nicht aufgefallen, als ich eben drin war. Schaut so aus, als seien sie mit irgendwas fertig. Sie verabschieden sich voneinander und gehen auseinander. Drüben, an der Fassade des umgebauen, früheren Kaufhauses ein Graffito: "Defend Liebig 34". Und ein eingekreistes A. Anton saefkow platz 3.5. Hat es dieses Thema, die Räumung des linken, queeren Hausprojekts, sogar bis hier geschafft. Aber warum auch nicht? Das Haus befindet sich nur wenige Kilometer von hier, und eine abgeschlossene Welt ist das Viertel hier am Fennpfuhl ja eben nicht. Auch wenn es mir wie eine andere Welt vorkommt. Typische Denke eines Innenstadtbewohners (West) halt: außerhalb des S-Bahnrings gleich "Plattenbau-Osten", was immer das heißt, aber auf jeden Fall "janz wat anderet". So ein Quatsch. Zum Glück eben nicht. Das Thema "deutsche Einheit" ist jetzt gerade dreißig Jahre alt geworden und wird womöglich überbewertet, aber Berlin ist Berlin.
Vor die Sonne hat sich jetzt eine dunkle Wolke geschoben, der Wind ist aufgefrischt. Aber man kann noch gut draußen sitzen. Eine zweite Wespe hat sich zur ersten gesellt, zu zweit umkreisen sie meinen Teller. Ich stecke mir das letzte Stück Schweineohr in den Mund. Die beiden kreisen noch eine Weile im Suchflug um Teller und Tasse. Dann setzt sich eine auf den Teller und beginnt, ihn systematisch zu erkunden. Am Nebentisch redet der Mann jetzt über Tauben, die er nicht so mag, und seinen früheren Job als Hausmeister. Anton saefkow platz 3.6. Er erwähnt die Zeit, in der er bei den Eltern wohnte – also ist die Dame wohl doch nicht seine Mutter. Weiter geht es um Küchenschaben, auf die er auch einmal bei einem Arbeitseinsatz in einem Hotel stieß. Die beiden Polinnen rauchen jetzt, das heißt, eine von beiden raucht. Extradünne Damenzigaretten. (Können wir ein Osteuropa-Klischee abhaken? Vielleicht. ) Vor den Cafétischen hat sich eine Gruppe älterer Menschen aufgestellt. Warten sie auf jemanden? Sind sie aus dem Café gekommen?
Der Platz entstand Anfang der 1970er Jahre bei der Anlage der ersten Großwohnsiedlung der DDR. Annett Schelske in Berlin, Anton-Saefkow-Platz 3. Friseursalon 10369 Berlin. Die Ge schichte des Platzes ist somit untrennbar mit dem Bau und der Geschichte des Wohngebiets am Fennpfuhl verbunden. Er ist kein Platz im klassischen Sinne, da er weder einen klar definierten Rand noch eine einfassende Bebauung besitzt. Verkehrslinien mit Stationen in der Nähe von Anton-Saefkow-Platz 3 in Fennpfuhl Bus Linien mit Stationen in der Nähe von Anton-Saefkow-Platz 3 in Fennpfuhl Stand: 22. April 2022